von Annemarie Hülber
Hurra, es blüht. Am 4. Dezember habe ich 3 Kirschzweige geschnitten. Heute ist erst der 8. Dezember, aber es blüht schon. Am Kirschzweig, der in der Vase bei der Kücheneckbank steht, ist schon eine zarte Blüte zu sehen.
Eigentlich sagt man, dass man heiraten wird, wenn die Barbarazweige zu Weihnachten blühen. Da Heirat aber keine Option für mich ist, habe ich mit dem Universum ausgemacht, dass ich das ganze nächste Jahr gesund bleibe, wenn die Zweige zu Weihnachten blühen. Jetzt habe ich das blöderweise nicht ganz wasserdicht formuliert. Heute ist der 8. Das ist nicht Weihnachten. Wird das gelten? Muss es genau am 24. aufblühen? Aber vielleicht, wenn ein Zweig zu Weihnachten noch immer blüht? Das könnte klappen. Außerdem kommen da bestimmt noch mehr Blüten. Vielleicht eine genau am 24., da wäre ich auf der sicheren Seite. Ich werde die Zweige hegen, pflegen und scharf im Auge behalten. Und um die größte Krankheitsgefahr zu minimieren bin ich vorsorglich untersucht. Die heilige Barbara und ihre Kolleginnen werden mir schon helfen.
Die Kolleginnen? Margaretha und Katharina. Es gibt da den Spruch: Die Gretel mit dem Wurm, die Bärbel mit dem Turm, die Kathl mit dem Radl, das sind die 3 heiligen Madl. Ich hoffe das Beste.
Noch einen Spruch kenne ich. Der betrifft den heiligen Franz. Franz hat mein Onkel geheißen, Namenstag am 3. Dezember zu Franz Xaver. Wenn er manchmal am Sonntag vom Frühschoppen mit einem Dullijöh (kleiner Rausch) nach Hause kam, hatte meine Tante Helli folgende Weisheit parat: Der Franz von Assisi, der sauft a bissi. Aber der Franz Xaver, der sauft schon mehr. Sie hat es immer xaVER betont, damit es sich auf MEHR reimt. Es gibt dann noch den Franz Sales, der sauft angeblich alles. Aber so schlimm war der Onkel nicht.
Den heiligen Antonius brauche ich relativ oft, weil ich ständig was verlege. Kreuzbraver Mann, führ mich an meine verlorenen Sachen heran.
Den heiligen Florian kann man auch bitten: beschütze mein Haus, zünd ein anderes an. Na ja, nicht besonders lieb, eher verbrecherische Anstiftung.
Heiliger, Verbrecher? Auf die Absicht kommt es an. Und die Absicht ist nicht immer eine gute. Aber vielleicht kann man den heiligen Thomas Morus um Erleuchtung bitten. Das ist der Schutzpatron der Regierenden und Politiker. Kann in diesen Zeiten nicht schaden, wenn die den richtigen Weg finden. Ganz unabhängig von der Farbe, der sie anhängen. Aber einen entsprechenden Spruch kenne ich leider nicht.
Es gibt Schutzpatrone und Heilige für bzw. gegen so ziemlich alles. Sogar gegen die Maulwürfe im Garten – Gratus von Aosta. Uns kann also fast gar nix passieren, aber bitte nie den Humor verlieren.
© Annemarie Hülber 2021-12-08