Von Blumenwiesen und Mischwäldern

Was gibt es schöneres als eine vielfältige Natur? Schon als Kind war ich davon begeistert. Während Andere sich Spielzeuge wünschten, wollte ich ein eigenes Gartenbeet. Ich bekam dann eine ganze Ecke unserer Wiese – grenzenloses Glück! Zumindest bis zu der Holzumrandung. Das Ziel war, viele verschiedene Pflanzen auf der Fläche unterzubringen. Vielfalt übte immer eine große Anziehung auf mich aus. Was Schöneres als dieses verwachsene Kuddelmuddel, meine Blumenwiese, gab es für mich nicht.

Wir haben auch einen leerstehenden Bauernhof. Schon zur Zeit der Blumenwiese fiel mir auf, dass der Wald sehr eintönig war, es wuchsen nur Fichten. Auf Spaziergängen durch das Gelände fand ich dann öfters andere Baumarten. „Die sterben bald ab. Bei uns wachsen nur Fichten.“ Das hörte ich oft und die Enttäuschung war groß. Nach ein paar Jahren kam ich wieder an den Platz mit den anderen Bäumen. Mittlerweile wusste ich, dass es Ahorne waren.Und zu meiner Überraschung: Sie lebten. Da wurde mir bewusst: „Hier wachsen nur Fichten“ konnte so nicht stimmen. Ein neues Ziel war geboren: Der Wald muss vielfältig werden. Und so ich pflanzte wie ein Verrückter. Rehe waren bald meine größten Gegner, denn ihnen schmeckten die gepflanzten Bäume viel zu gut. Von meinem Vater bekam ich schließlich Wuchshüllen, damit ich die Bäume vor den Rehen schützen konnte. Es waren nicht nur Ahorne, sondern auch Buchen, Tannen, Birken und andere.

Mein Weg war klar: Forstwirtschaftsstudium. Ich weiß noch, als ein Förster meinte: „Nach dem Studium wirst du vieles anders sehen. Das Geld liegt bei der Fichte.“ Er verstand jedoch nicht: Geld war nicht mein Antrieb. Nach dem Studium waren meine Gedanken gleich. Mein Wald soll naturnah sein. Jährlich pflanzte ich Tannen, Buchen und auch seltene Eiben. Auch heute noch. Totholz wird belassen. Das Ziel ist ein artenreicher Mischwald. Ein solcher kann auf Umweltveränderungen besser reagieren.

Mir wurde klar, dass es viele Menschen gibt, die gerne einen eigenen Baum pflanzen würden. Das griff ich auf. Auf einer unserer Weiden soll ein neuer Wald entstehen. Leute können als Baumpaten Teil davon sein. Anfangs von manchen als Spinner betitelt („Der pflanzt einfach eine Wiese voll!“) änderte sich das bald. Mittlerweile ist der Wald ½ Hektar groß. 20 Baumarten wachsen hier. Ein Steinhaufen wurde angelegt. Dieser soll dem Wiesel als Wohnung dienen. Ansitzstangen für die Bussarde wurden gebaut. Die Wühlmäuse haben es nicht mehr leicht. An den Rändern wurden Sträucher gepflanzt. Die Blumenwiese 2.0 war geboren.

Das große Ganze dahinter: der Natur Raum zurückzugeben. Wir dringen überall ein und verändern dabei die Natur. Oft ohne Rücksicht, aber gerne für unseren Profit. Ich bin froh meinen Beitrag zu einer intakten Natur zu leisten, und vielleicht auch andere zum Umdenken zu motivieren.

Ob auf dem Balkon oder auf der Wiese: Jeder Beitrag zählt und ist wertvoll. Die Natur braucht Platz. Es liegt an uns, ihr diesen auch zu geben.