Von Gott und dem BananenrÀtsel.

Franz Brunner

von Franz Brunner

Story

Warum ist der Himmel blau? Warum ist die Banane krumm? Seit Generationen sind das die stets wiederkehrenden Kinderfragen. Gut, die Frage mit der Banane stellt sich in Europa noch nicht allzu lange, daher ist sie auch nicht restlos geklĂ€rt. Blauen Himmel gibt’s fast ĂŒberall und zudem schon lĂ€nger, seine Entstehung ist daher ausreichend erforscht. GrundsĂ€tzlich hat das was mit dem Lichtspektrum und der unterschiedlichen Streuung der Farbanteile zu tun, aber das wisst ihr sicher, das werden euch Lehrer, Eltern oder befreundete Klugscheißer schon erzĂ€hlt haben. Also zurĂŒck zur Bananenfrage. Es gibt da unter den vielen ErklĂ€rungen meine Lieblingstheorie, der ich viel abgewinnen kann, zur Auflösung mĂŒssen wir allerdings sehr weit in der Erdgeschichte zurĂŒckgehen.

Gott ist sehr mĂ€chtig, geradezu allmĂ€chtig, so sagt man. Zufrieden wandelte er nach getanem Werk dereinst durch den Garten seiner Schöpfung. Es duftete und surrte, das Paradies war voller Leben, Farben und Formen, rundum wuchsen verlockende FrĂŒchte. Äpfel, Trauben, Orangen, Kiwis, KokosnĂŒsse und vieles mehr. Und als er die ganze verlockende Vielfalt still betrachtete, fiel ihm auf: Die Dinger sind alle irgendwie rund, da fehlt es noch ein wenig an Vielfalt. Er pflĂŒckte mit seiner rechten Hand einen Apfel, hielt ihn hoch und betrachtete ihn mit stolzem LĂ€cheln. Schön, sehr schön, dachte er sich. Sein Blick viel dann auf seine schlanken Finger, wohlgeformt und gepflegt. Und dann hatte er blitzartig eine Eingebung. Eine göttliche, wie könnte es anders sein. Eine dergestalte Frucht, einem Finger gleich, die fehlte noch im Paradies. Haltet einmal einen Apfel in eurer Hand gegen das Licht, was fĂ€llt euch an den Fingern auf? Genau, die sind nicht gerade. Man hĂ€lt einen Apfel nicht mit geraden Fingern, das geht nicht. Und der AllmĂ€chtige, der natĂŒrlich auch alle Sprachen kann, formte eine Frucht in leuchtendem Gelb, hielt diese stolz gegen die Sonne und sprach salbungsvoll mit honoriger Bass-Stimme: „Banan. Banan.“ Das ist Arabisch und bedeutet Finger. Die Banane war geschaffen und macht den Menschen heute sehr viel Freude, bringt wichtige Energie und den großen Konzernen mĂ€chtig viel Geld.

Deutlich weniger Freude mit der eigenwilligen Form der Banane hat seit Jahren die EU, die hĂ€tte gerne gerade, kerzengerade Bananen. Völlig fantasielos wĂŒnschen sich die BĂŒrokraten in BrĂŒssel kerzengerade FrĂŒchte ohne jeglichen Schnörkel oder Radius. Warum das so ist? Die Banane wĂ€re dadurch keinesfalls gesĂŒnder oder schöner, nein, sie wĂ€re einfach leichter zu schlichten, bei gleichem Volumen der Kartons könnten bis zu 20 % mehr dieser FrĂŒchte zu Luft, Land oder Wasser transportiert werden. Dies wĂŒrde den CO2-Ausstoß pro Banane reduzieren und so nebenbei den Gewinn der Bananen-Mafia erhöhen. Rein zufĂ€llig natĂŒrlich. Warum Bananen CO2 in die Luft blasen? Lasst euch selbst was einfallen, wenn eure Kinder danach fragen. Ich habe fĂŒr heute genug an Theorie verbreitet.

© Franz Brunner 2022-01-05

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