Von Hamburg auf die Alm

Vanessa Hammer

von Vanessa Hammer

Story

“Zwei Kaspressknödel in der Suppe, eine Brettljause und einen Apfelstrudel mit Schlag bitte”. “Sehr gerne”, antworte ich und schreibe mir die Bestellung fĂŒr Tisch 3 auf. In der KĂŒche wartet Marco, bereit das Essen vorzubereiten. Ich richte wĂ€hrenddessen die GetrĂ€nke und bediene weitere GĂ€ste draußen.

Wie ich da gelandet bin? Meine Geschichte beginnt im windigen Hamburg, das sich mit seinem norddeutschen Ambiente und den vielen Menschen, die zu jeder Tages- und Nachtzeit mit “Moin” grĂŒĂŸen und meist in irgendeiner Form mit einem Anker geschmĂŒckt sind, nie ganz heimisch angefĂŒhlt hatte. Vorerst.

Ich bin damals fĂŒr mein Masterstudium nach Hamburg gegangen und dort hĂ€ngen geblieben. Gewohnt habe ich sowohl im schickimicki Stadtteil Winterhude, als auch sĂŒdlich der Elbe, in Harburg. Nach dem Studium habe ich direkt einen Job bei der Stadt bekommen und als SozialpĂ€dagogin an Stadtteilschulen gearbeitet. Todsichere, perfekte Arbeitsstelle. Bester Job ĂŒberhaupt. Schulferien inklusive! Hallo?! Wieso sollte ich so etwas in der vermeintlich “schönsten Stadt der Welt”– wie die Hamburger sagen – sausen lassen und auf einer Alm arbeiten?

Bevor der ein oder andere Hamburger unter den LeserInnen ganz entrĂŒstet aufschreckt und dieses Buch beiseite legt, sollte ich vielleicht erwĂ€hnen, dass ich aus einem kleinen Dorf zwischen Braunschweig und Hannover komme. Immer noch im Norden, jedoch nicht direkt aus Hamburg. Als typisches Dorfkind bin ich sehr behĂŒtet in einem Mehrgenerationenhaus, mit kleiner Schwester und Hund aufgewachsen. Das Schöne daran war, dass ich mich immer frei bewegen und draußen im Wald oder auf den Feldern spielen und kreativ sein konnte.

Meine Eltern sind selbststĂ€ndig und haben ein ModegeschĂ€ft. Meine Schwester ist in derselben Branche und wird frĂŒher oder spĂ€ter ins Business einsteigen. Ich bin die SozialpĂ€dagogin und meine Eltern waren sehr froh, als ich ihnen erzĂ€hlt hatte, dass ich nun endlich einen Job bei der Stadt Hamburg gefunden hatte. Das wĂ€re geschafft. Das Kind ist abgesichert. Das war sehr wichtig fĂŒr meine Eltern, denn sie hatten keine Vorstellung davon, was ich mit dem Beruf anfangen hĂ€tte können, schließlich hatte ich zuerst ein Lehramtsstudium begonnen, aber das ist eine andere Geschichte.

Also zurĂŒck zur Story: Jetzt verlĂ€sst Vanessa ihren festen superduper Job in Hamburg, um auf einer Alm zu arbeiten und noch dazu ohne eine Aussicht auf eine feste Anstellung fĂŒr die Zeit danach? Ist die verrĂŒckt?!

Nö. Ich war mutig und irgendwie vollkommen ĂŒberzeugt von meinem Weg. So sehr, dass ich alles aufgeben wollte. Job, Wohnung, Freunde. Ganze 6 Jahre war ich dort und habe viel gelernt, verschiedene Ausbildungen gemacht und neben der Arbeit als SozialpĂ€dagogin auch Frauenkreise geleitet und Bilder gemalt und verkauft. Und ich wusste, dass es klappen wĂŒrde, wenn ich nur selbst genug auf mich vertraue.

Und wie kam es nun zu der Alm? Na klar! NatĂŒrlich hat das alles mit einem Mann zu tun.

© Vanessa Hammer 2021-08-31

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