Von Hamburg und der Liebe

StewartMcCole

von StewartMcCole

Story

Noch 7 Jahre später erinnert mich ein Lied an diese Reise und diese junge Frau. „Don`t Dream It’s Over“ von Crowded House. Ich hörte es Nachts auf dem Weg zum Flughafen, während ich nur sie im Kopf hatte. „Sie“, das war eine Freundin in meiner Abschlussklasse. Erst wenige Tage vorher hatte sie mich eingeladen, zu einer Familienfeier. Was mir endgültig den Rest gab. Den Rest im Sinne von total verliebt. Und das nur kurz vor dem geplanten Kurzurlaub. So flog ich also nach Hamburg, für eine Fahrt auf der „Queen Mary 2“. Eine Fahrt, von der ich schon lange träumte. Und dennoch hatte ich meinen Kopf nun ganz woanders, als ich am Elbufer spazierte. Und an Deck des alten Museumsfrachters „Cap San Diego“ fasste ich mir schließlich ein Herz: Ich schrieb ihr eine Nachricht, beichtete ihr kurz und knapp, in sie verliebt zu sein. Nur um wenig später eine nette Abfuhr zu erhalten. In mir wuchs die Angst, sie mit dieser Nachricht auch noch als gute Freundin vergrault zu haben. Darum fragte ich sie, ob weiter alles in Ordnung sei. Doch es wurde Abend, sie war nur selten am Handy und am nächsten Morgen würde die „Königin der Meere“ in Richtung Southampton ablegen. Ohne Internet und Handyempfang. Wer nämlich mal per Schiff unterwegs war wusste, wie hoch hierfür die Gebühren auf See waren und ging freiwillig in den Flugmodus. Von dem Geld hätte man sich gefühlt ein Upgrade von der Innenkabine zur Suite leisten können. So wartete ich also auf Antwort. Vergeblich. Unverrichteter Dinge ging ich an Bord und somit offline. Glücklicherweise verdrängte ich den Herzschmerz ein bisschen während der tollen Fahrt. Nur Abends, während ich an Deck stand und in die weite Ferne des Meeres blickte, kamen die Gedanken wieder hoch. Hübsch war sie, sogar sehr. Schüchtern und zurückhaltend, aber liebenswert und witzig. Anders als die anderen Mädchen in der Klasse. „Anders“ mochte für manche eine Beleidigung sein, für mich war und ist es ein Kompliment. Und Komplimente fielen mir bei ihr unzählige ein. Und bei jedem einzelnen Gedanken kamen dieses Unwohlsein, diese Ungewissheit.

Dann endete die Reise, mein erster Blick ging nach Betreten des Festlands auf mein Handy. Eine Nachricht, von ihr. Wie ein schwerer Ballast, der nach Tagen von mir fiel. Es war alles in Ordnung. Die Freundschaft bestand weiter, das tut sie noch immer. Und wie ich heute weiß, lag es damals nicht an mir. Sondern schlicht daran, dass sie sich nicht fürs andere Geschlecht interessierte.

Heute amüsiert mich diese Geschichte eher, wie schwer ich das alles damals doch nahm. Und die Liebe gefunden habe ich inzwischen ja auch, wenn auch erst Jahre später. Und voller Hürden. Alleine bin ich nun nicht mehr, und sie wird es hoffentlich auch nicht mehr lange sein. Denn zauberhaft und wunderschön ist sie noch immer. Und meine Gefühle von damals kann ich nur allzu gut verstehen. Wohin auch immer ihr Weg sie führt, ich hoffe sehr, dass sie immer glücklich ist.

Sie, mein alter Schwarm. Und eine wundervolle Freundin.

© StewartMcCole 2022-06-29

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