von Miezen und Teppichludern – 5

Elisabeth Otto

von Elisabeth Otto

Story

Die Zweibeiner machten sich erstmal auf die Suche nach einem stillen Örtchen. Nachdem sie sich endlich erleichtert hatten, mussten wir die Zeit bis zur Abfahrt der nächsten Bahn totschlagen und schnupperten außerhalb des Bahnhofs ein bisschen frische Luft.

Ich war so müde und geschafft, außerdem tat meine Pfote vom Rolltreppenunfall immer noch weh, sodass ich einfach nur nach Hause wollte. Endlich kam unser Zug und ich legte mich völlig erledigt in den Gang.

Plumps, einfach hinfallen und die Augen zu machen!

„Können Sie den Hund nicht unter dem Sitz platzieren?“, ertönte eine harsche Stimme, die mich unsanft aus meinem Traum hochschrecken ließ. „Das ist ein Fluchtweg und der muss frei bleiben!“ Ein unfreundlicher Kontrolleur schaute mich und mein Herrchen finster an.

Platzieren? Wie redet der denn über mich? Ich bin doch kein Gegenstand, den man verschieben kann, wie man möchte und der dann regungslos an Ort und Stelle verharrt. Ich bin ein freier Hund, habe ganz offiziell eine Fahrkarte und lege mich immer noch dorthin, wo es mir gefällt. Eine bodenlose Unverschämtheit nach all den Strapazen!

Meine Menschen versuchten mich sanft zwischen ihre Beine und unter die Sitze zu locken. Nein, das gefiel mir nicht! Ich stand auf und legte mich wieder in den Gang.

Der Kontrolleur kam zurück.

„Und Sie schaffen es wirklich nicht, den Hund woandershin zu locken? Ich erkläre es Ihnen nochmal, der Gang ist ein Fluchtweg“, sagte er frech.

Fluchtweg, na klar. Der hätte mal sehen sollen, wie es im vorherigen Zug aussah. Dort hatten wir nicht mal einen Sitzplatz, die Menschen hockten auf Treppen, Gepäckablagen und zwischen den Fahrradständern. Wäre es da zu einem Notfall gekommen, wären Hopfen und Malz verloren gewesen. Ich fand es ziemlich spannend, wie hier mit zweierlei Maß gemessen wurde und hätte den unfreundlichen Herrn gerne ins Bein gezwickt. Maulkorb sei Dank, ging das nicht, da hat dieser Flegel aber Glück gehabt!

Nach einer weiteren Stunde Fahrt ertönte endlich die erlösende Durchsage. Nächster Halt: Heimatbahnhof! Schon lange habe ich mich nicht mehr so sehr auf mein Zuhause gefreut. War das alles aufregend.

Die Stadt an sich hat mir gut gefallen und auch das Hotel war sehr gemütlich. Aber ich glaube, so ein Städtetrip ist nicht das Richtige für mich. Ich freue mich schon wieder auf das Meer, wer hätte das gedacht. 


© Elisabeth Otto 2024-04-24

Genres
Romane & Erzählungen, Reise
Stimmung
Abenteuerlich, Komisch, Funny