Von Ost- nach West(sachsen)

Annemarie Baumgarten

von Annemarie Baumgarten

Story
Sachsen, Sachsen-Anhalt 2002

Sonntag, 2.6.2002: Der Taxifahrer, der uns 9.15 Uhr abholte, kannte unseren früheren Vermieter. Von Rathen bis Dresden saß eine Gruppe wanderfreudiger Seniorinnen mit im Zug. Richtung Sächsische Schweiz reisten sie auch schon mit uns an. Am Werdauer Bahnhof gab es keinen Münzfernsprecher. Die Telefonkarte hatte mein Vater an sich genommen. Ich musste warten, bis ein Taxi die Station ansteuert.

Geburtstage und Klassentreffen (20 Jahre Schulentlassung) standen auf dem Programm, ab dem 12.6. dann für mich vorläufig nur noch die täglichen „Ausflüge“ zur Arbeitsstelle.

Ferienende: Die Urlaubszeit, die schönste Zeit, so schnell enteilt, wo ich so gerne noch verweilt!

Wir gönnten uns eine zweite Reise nach Wernigerode, hatten noch offene Besichtigungswünsche, Wanderungen waren im Vorjahr dem Wetter zum Opfer gefallen. Bis zuletzt bangten wir, ob Schienenersatzverkehr sein wird. In meiner Geburtsstadt wurden überwiegend straßenseitig mehrere Eisenbahnbrücken gebaut. Am Wochenende wurde alles per Bahn abgewickelt, unter der Woche, wo an der Strecke gearbeitet wurde, per Bus. Zwischen Halle und Wernigerode schlossen wir mit der Neigetechnik Bekanntschaft, auf der Rückfahrt hatte ich sogar mit Schwindelanfällen zu kämpfen. Auch verpflegungsmäßig zogen wir in diesem Urlaub nicht immer das große Los.

Samstag, 14.9.: Im Zug lebten wir von Bifi, Saft und Bananen. Bei unserer Ankunft (13.28 Uhr) war die Mittagszeit eh vorbei. Für Taxler war es keine umsatzfreundliche Fahrt, aber die Koffer konnten wir unmöglich zum Quartier schleppen. Aufgrund des Stadtfestes waren wieder viele Innenstadtgeschäfte geöffnet. Mein Vater kaufte sich Hausschuhe, weil sie beim Kofferpacken vergessen wurden.

15.9.: Mittags im ersten Haus am Platze wäre ich am liebsten gegangen, als ich das vornehme Getue sah. Wir bestellten Scharperpfanne (Quark und Lammfleisch mit Pellkartoffeln) – eine harztypische Spezialität. Zum Sonntag und für den Preis selber Kartoffeln schälen! Zum Abstellen der Töpfchen wurde ein Beistelltisch herangeschoben. Zwischendurch legte die Bedienung von den warm gehaltenen Speisen nach. So was ist uns zuwider. Die Quittung hätten wir der kleinen Mappe, die gereicht wurde, blitzschnell entnehmen müssen. So hat sie die Azubi-Kellnerin wieder mitgenommen.

Montag, 16.9., mittägliche Einkehr im Spezialitätenrestaurant „Zum Spejbl“. Durch eine Gewinnteilnahme – drei gleiche Symbole auf einem Rubbellos – bekamen wir zwei blaue Becherovka-Gläschen.

Wir testeten, ob mittels der neuen Karte in Sachsen-Anhalt Geld aus dem Automaten zu ziehen ist. Das Unterfangen ging glatt. Wir brauchten nicht eher abzureisen. Ich hatte es vor dem Urlaub auch schon in Greiz (Thüringen) geprüft, ein Katzensprung mit dem Auto.


© Annemarie Baumgarten 2024-09-05

Genres
Reise
Stimmung
Hoffnungsvoll, Informativ, Angespannt