Von Rosmarinsaibling und Glutenhuhn (1/12)

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von krixikraxilarifarihurdiwudri

Story

Der Kellner eilt zu meinem Tisch und präsentiert mit gebrochenem Akzent den Teller: „Gebratener Rosmarinsaibling in Zitronenbutter, Mahlzeit, lassen Sie es sich gut schmecken“. Ich nicke kurz und widme mich der zusammengeworfenen Melange aus halbgaren Ofenkartoffeln und dem Saibling, der das Schwimmen auch nach dem Tod nicht ganz aufgegeben hat, weil es der Koch mit der Sauce zu gut gemeint hat. Nebenbei tippe ich am Handy die Notizen „Service: 7/10“, „Lage: 8/10“ und widme mich wieder dem Gericht.Die Asiaten am Nachbarstisch verlangen nach der chinesischen Speisekarte und der überforderte Kellner eilt zwischen den Tischen hin und her. Im Hintergrund dröhnt Hubert von Goisern „brenna tuats guat“. Die Asiaten verstehen kein Wort, aber das ist ihnen egal, die Musik ist urig, traditionell. Ein Wiener Ehepaar betritt das Restaurant und wendet sich an den gestressten Kellner: „Homs a kloas Schalerl Kaffee?“. Der Kellner schüttelt den Kopf und entgegnet „Das geht leider nicht, wir akzeptieren nur Gäste mit Hauptspeisenkonsumation“. Der Wiener genervt: „Host an Pecka? I gib da glei a Vakehrte du Heigeign. Heast do samma wieder in ana Pesthüttn gelandet Schatzl. Heast Hawara bringma a Eitrige mid an Kriagl“. Der rumänische Kellner hat kein Wort verstanden. Ich bezahle und verlasse das Restaurant. Der Geruch von Butter, Zucker mit Rosinen und Kaiserschmarrn aus der Küche reicht bis zum Restauranteingang.

Draußen hängen Nebelschwaden tief überm See und den verschneiten Dächern. Für Jänner dennoch zu wenig Schnee, – der Klimawandel. Das Ortsschild: „Hallstatt,哈尔施塔特“. In den Straßen flanieren Asiaten mit Masken, ein sehr bizarrer Anblick. Man sagt, dass sie den Mund-Nasen Schutz tragen, um ihre Mitmenschen bei Erkrankung nicht anzustecken, beziehungsweise um sich selbst vor Infektionen zu schützen. Andere behaupten, das Verhalten würde mit dem Smog in asiatischen Großstädten zusammenhängen. In Hallstatt: kein Smog, nur Nebel. Ich schüttle den Kopf und eile durch die Straßen: Der nächste Termin ist in Ischgl und mir steht eine lange Autofahrt von Oberösterreich nach Tirol bevor. Nachdem ich meinen Weg erfolgreich an Selfiesticks vorbeigebahnt habe und einem knapp vermiedenen Zusammenstoß mit einer Drohne vor einem Hauseingang, steige ich ins Auto. Ein Mann in Lederhose pinkelt auf den Parkplatzrand, weil die öffentliche Toilette hoffnungslos überfüllt ist.

Ich fahre am Weg nach Ischgl über Goisern an einem anderen Restaurant vorbei, das sich „Happy Dragon“ nennt. Davor hat sich eine lange Schlange an Asiaten gebildet, die allesamt mit Masken aus dem Bus geströmt sind, um sich den regionalen Glutenschmankerln hinzugeben. Ich bin nur froh, für heute die Arbeit erledigt zu haben, – ganz ohne Zwischenstopp im glücklichen Drachen, und setze meine Fahrt nach Ischgl fort.

© krixikraxilarifarihurdiwudri 2021-08-13

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