von Denise Raisp
Schwarzer Hoodie, schwarze Hose und am liebsten hätte ich mir damals auch noch die Haare schwarz gefärbt. Ich hatte auch diese wunderbare kleine Emo-Phase, wobei ich sagen muss, dass mir dieser Style echt heute noch gut gefällt. Wenn ich frei habe kommt es häufiger vor, dass ich meine Netzstrumpfhose und die Netzstulpen aus dem Kasten nehme und damit nach draußen gehe. Es gibt einem doch diese rebellischen Vibes für die ich nicht geboren bin.
Was ich daran so liebe? Menschen fangen auf der Straße an zu reden und denken ich checke es nicht, hauptsächlich geht es dann aber um das Regenbogenarmband auf meinem Arm. Es sind entweder jüngere Herrschaften oder die ältere Generation und da provoziere ich echt gern.
Lächerlich wenn man sich von Farben, Armbändern und sogar von Zebrastreifen provozieren lässt. Vier Tage hat der Regenbogenzebrastreifen in meiner alten Heimatstadt gehalten bis er zerstört wurde. Wo leben wir überhaupt? Ich unterstütze diese Community aus vollstem Herzen und gehöre selbst dazu. Ich bin stolz auf meine Asexualität.
Wie ich das herausgefunden habe?
Mit 12 oder 13 Jahren habe ich das erste Mal meine Sexualität hinterfragt, ich habe damals mitbekommen, dass viele es als abnormal sehen, wenn jemand das gleiche Geschlecht liebt. Was ist daran schlimm? Damit hat es begonnen und es hat mich beschäftigt, obwohl es für mich nicht relevant ist. Mir taten die leid, die schlecht gemacht wurden. Liebe soll etwas Schönes sein und nichts wofür man verurteilt wird.
Etwas später hatte eine Mitschülerin plötzlich eine Abneigung gegen alles mit Regenbögen und meinte, dass sonst noch jemand denken würde, dass sie zur anderen Seite gehören würde. Das erste Mal recherchierte ich im Internet und war fasziniert, was es alles gab. Ich fand es toll und hätte jeden sofort supportet. Mir war noch nicht klar, dass ich ein Teil davon bin.
In meiner ersten Beziehung war der Zeitpunkt gekommen, die Probleme mit körperlicher Nähe waren präsenter denn je und immer wieder kam das Thema Pille und erstes Mal auf. Ich nahm die Pille und hatte auch nicht zugenommen davon. Trotzdem wollte ich sie nicht, immerhin wollte ich keinesfalls mit dem Jungen ins Bett, obwohl wir über ein Jahr zusammen waren. Eine Mischung aus purem Ekel an all diesen Körperkontakt und das fehlende Bedürfnis sorgten dafür, dass ich mich schlau machte.
Asexualität. Die Untergruppe von Lgbtq+ mit der schwarz, grau, weiß und lila gestreiften Flagge. Ich war mir sicher, dies traf auch mich zu. Ich outete mich nach und nach vor einigen und stieß zum Großteil auf Kopfschütteln. Der richtige wird kommen. Du hast Angst vor dem ersten Mal. Du musst doch Kinder bekommen. Du hast da eine Phase und außerdem Verdacht auf leicht ausgeprägtes Asperger-Syndrom.
Shut up! Heute weiß ich, dass ich asexuell bin und das es keine Phase ist. Übrigens heißt es nicht sexuell abstinent, wenn ich Kinder will wäre es ja möglich. Wozu soll ich mir darüber mit 18 Jahren überhaupt Gedanken machen?
© Denise Raisp 2022-08-20