von Erwin Barilich
Mit meiner Familie verbrachte ich einen Urlaub an der dalmatinischen KĂŒste. Ich hatte eine Schnorchelmake besorgt und war schon sehr neugierig, was ich alles sehen werde. Langsam schwamm ich hinaus, der Meeresgrund war teils mit Wasserpflanzen besetzt, hin und wieder ragte eine ca. 50 cm hohe geöffnete, innen rosa schimmernde Steckmuschel aus dem Sandboden, die sich sofort verschloss, wenn ich sie mit einer Pflanze berĂŒhrte. Auch kleine FischschwĂ€rme in der GröĂe von Sardinen konnte ich beobachten. Dann sah ich ein Tier, das ich eigentlich nicht als Fisch identifizieren konnte: ein gröĂerer Kopf mit groĂen Augen, kaum einen Körper und kleinen wellenförmig sich bewegenden Flossen. Es schwamm langsam, ging tiefer und setzte sich neben eine Wasserpflanze. Ich wollte mir das merkwĂŒrdige Wesen nĂ€her ansehen, tauchte hinunter und umfasste es mit meiner rechten Hand. Als sich eine schwarze Wolke ausbreitete, wusste ich, dass es ein Tintenfisch war. Gleichzeitig umfassten seine Fangarme meine Finger, ich konnte ihn nicht mehr loslassen. Plötzlich verspĂŒrte ich am Daumen einen heftig stechenden Schmerz. Ich tauchte auf, versuchte ihn mit der linken Hand zu lösen, aber da wurde der Schmerz noch Ă€rger. So schwamm ich ans Ufer. Um ihn von meiner Hand zu lösen, musste ich ihn erschlagen, sodass seine Fangarme kraftlos wurden. Nun sah ich, dass er mir seinen krummen Schnabel in den Daumen hineingedreht hatte. DafĂŒr haben wir ihn dann gebraten und verspeist.
Beim nĂ€chsten Urlaub am Meer wurde wieder geschnorchelt und ich entdeckte einen auf dem Grund sitzenden Tintenfisch. Diesmal ergriff ich ihn an der RĂŒckenschulpe, sodass er mich mit seinen Fangarmen nicht erreichen konnte. Ich wollte ihn meinem Sohn zeigen, der ganz in der NĂ€he lesend am Katameran saĂ. Als ich die Hand mit dem Tintenfisch hochhielt, machte es einen Platsch und das weiĂe T-Shirt meines Sohnes war ordentlich schwarz bespritzt. Er war sehr verĂ€rgert, denn er dachte, ich hĂ€tte das absichtlich gemacht.
Ein anderes Mal beobachtete ich, wie ein Krake unter Wasser bei einer Felswand hinunterglitt und unten verschwand. Ich holte tief Luft und tauchte auch hinunter, sah ihn aber nicht mehr. Ich hob nun einen Stein nach dem anderen auf. Ein Stein jedoch, der sich an der Felswand befand, wurde, wie von einem Gummiband wieder zurĂŒckgezogen. Ich wiederholte das einige Male und wusste nun, dass der Krake seine Höhle mit diesem Stein verschlossen hielt.
Bei unserem Kretaurlaub beobachteten wir, wie unweit vom Strand zwei MĂ€nner von einem Ruderboot in regelmĂ€Ăigen AbstĂ€nden immer etwas ins Meer warfen. Am nĂ€chsten Tag sahen wir, dass es sich um an einer Leine befindlichen durchlöchertenTontöpfe handelte, in denen es sich Kraken ĂŒber Nacht bequem machten und die morgens wieder eingesammelt wurden. Ein Fischer zeigte uns einen derart gefangenen sicher 70 cm langen Kraken, der ca. 40 mal auf einen Fels geschlagen werden muss, damit das Fleisch mĂŒrbe wird.
© Erwin Barilich 2021-01-02