Von wegen Peter, denkste!

Elisabeth-Christine Kayser

von Elisabeth-Christine Kayser

Story

Ganz brav wurde ich nach dem Eis essen wieder nach Hause gebracht. Wir waren uns nicht zu nahe gekommen. Meiner Freundin schwärmte ich trotzdem von Peter vor. Diese hatte sich mittlerweile in jemand anderes verguckt, doch dann wurde nichts daraus. So gesehen, waren es alles noch Schwärmereien, nichts Ernstes, soweit waren wir noch nicht. Ich sang zwar mein Liedchen vom Peter. Doch den spannte sie mir dann doch mit einem Trick aus. Es sollte noch eine gewisse Zeit, einige Jährchen vergehen. Ich war froh, dass sie ihn später geheiratet hatte und nicht ich ihn. Mein Aberglaube sagte mir, dass ich lieber etwas anderes tun sollte.

Hatte ich in meinem jugendlichen Leichtsinn sogar Alain Delon, dem französischen Schauspieler geschrieben. Ich wollte gerne ein Foto mit Autogramm. Weit gefehlt, so etwas wurde beschlagnahmt, denn es kam nie eine Antwort. Es tat uns jedoch keinen Abbruch, hatten wir noch anderes zu tun. Wir mussten uns um unsere Geschwister kümmern und in den Ferien und an Wochenenden gingen meine Freundin und ich zum Rübenverziehen und Unkrauthacken, da hatten wir genug zu tun.

Ob Wind und Wetter, wir hielten durch. Am Ende würden wir einen für uns beträchtlichen Geldbetrag erhalten. Es sollte sich allerdings eine Weile hinziehen. Vor allem war es kräftezehrend, besonders bei Regen, wenn Schlammbrocken an Stiefeln und der Rübenhacke klebten. Dann wieder war die Hitze, sodass wir halbnackt durch die Furchen sprangen. Hände und Rücken schmerzten, waren ganz krumm und nachts konnten wir kaum durchschlafen, doch aufgeben, das kam für uns nicht infrage. Es wurde mit jedem Tag und jeder Woche besser. Wir waren sonnengebräunt und sahen gesund aus. Der Tag verging schnell, hatten wir doch viel zu schnattern.

Peter kam nochmals dazwischen. Er lud mich tagsüber zu sich ein, wegen der im Westfernsehen zu erwartenden Schlagersendung – und wir sahen artig fern, tranken Eierlikör, da trat Peggy March im Schwarz-weiß-fernsehen auf mit ihrem legendären Lied: »Mit siebzehn hat man noch Träume.« Wir hatten unsere Träume, doch brauchte es noch eine Weile in das besagte Alter zu kommen. Die Jungs der Motorradgang waren zwar etwas älter, doch zu der Zeit noch sehr Mamabezogen. Wir hatten zu Hause selber ein Fernsehgerät, doch war es die Neugier. Bei uns zu Hause gab es nicht die verbotenen Fernsehsender, sondern nur zwei Ostdeutsche Kanäle. Stiefvater war in einer großen Partei und der sogenannte „Klassenfeind“wurde uns oft genug von Sudel-Ede, Karl-Eduard von Schnitzler, vor Augen gehalten. Das vertrug sich angeblich nicht mit dem Sozialismus. Außerdem würde unsere Jugend durch kapitalistische Einflüsse verderben, hieß es. Das westliche Fernsehen war Jahre später möglich. Ein Glück, dass die Jungs und wir Mädchen damals noch so naiv waren! Wir wurden mit Strenge erzogen, schlugen auch gleich mal über die Stränge, wenn wir zum Beispiel freche Antworten gaben. So gesehen, waren die Erwachsenen nicht gerade die besten Vorbilder.

© Elisabeth-Christine Kayser 2021-05-13

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