von Kera Rachel Cook
Obwohl es erst März ist, ist der Abend angenehm warm. Ein laues Lüftchen weht durch das Dachfenster hinein. Die Vögel singen draußen munter ihr Lied. Der frische Frühlingsduft vermischt sich mit dem Geruch von Tomatensoße, Basilikum und Knoblauch.
Wie gut es sich anfühlt, wenn endlich alles einen Ort hat. Wenn vier Wände zu den eigenen vier Wänden geworden sind. Wenn das, was noch vor wenigen Wochen leer und kahl war, was die letzten Tage über in Kisten und Chaos versunken ist, auf einmal mit Liebe und Leben gefüllt ist. Wie gut es sich anfühlt, wenn die harte Arbeit aus den Muskeln mitsamt dem Schweiß und dem Staub im Abfluss der Dusche verschwunden sind und man sich mit einem Mal wieder wie ein richtiger Mensch fühlt.
Ich bleibe in der Tür stehen. Beobachte, wie du zwischen Töpfen, Holzbrett und Salatschüssel hin- und her tanzt – die Soße vor dem Anbrennen bewahrst, die Festigkeit der Spaghetti testest und die frischen Kräuter aus unserem eigenen kleinen Kräutergarten auf dem Fensterbrett über den Salat streust.
Mein Blick wandert durch unsere winzig kleine Wohnküche: über unseren kleinen weißen Kühlschrank, die Pfannen an der Wand und die Regalbretter, über unseren kleinen Holztisch mit den zwei Stühlen, das Ikea-Regal unter unserem Kräutergarten und unsere mini kleine Küchenzeile, ebenfalls Ikea, ganz ohne Spülmaschine, nur mit Platz für einen Herd, ein bisschen Arbeitsfläche und Waschbecken.
Eine typische, kleine Studentenküche für das ganz kleine Geld und doch bedeutet sie mir die Welt. Weil es unsere kleine Studentenküche ist. Unsere erste richtige eigene Küche in unserer ersten richtigen eigenen Wohnung.
Noch nicht mal ein Jahr ist es her, dass das Leben dich zu mir gebracht hat, und doch weiß ich, dass es mein Leben ist, das ich mit dir teilen werde. Und diese kleine Küche ist erst der Anfang. Ein Anfang, wie er schöner nicht sein könnte.
Mit zwei Schritten habe ich die Küche durchquert. Ich lege meine Arme von hinten um deinen Bauch, den Kopf auf deine Schulter. Wie gut du riechst – nach Sicherheit, Geborgenheit, nach ganz viel Liebe und ein bisschen auch nach frisch geduscht.
Du streichelst über meine Hand an deinem Bauch, gibst mir einen Kuss auf die Stirn. Mit einem Lächeln drehst du dich zu mir um und reichst mir ein Glas Rotwein.
Auf dich und mich. Auf uns und unsere erste gemeinsame Wohnung. Auf diesen wunderbaren Abend und alle, die noch kommen werden.
(März 2016)
© Kera Rachel Cook 2022-08-23