Von Zigaretten und achtsamen AtemzĂŒgen

allesachtsam

von allesachtsam

Story

Hosea Ratschiller fragte sich gestern in “Pratersterne”, wie es wohl wĂ€re, alte Filmklassiker wie Casablanca neu zu verfilmen. Der Film bestĂŒnde in seiner Originalfassung eigentlich aus permanentem Rauchen. Aber auch in manch altem Western oder französischen Klassikern kommt kaum eine Szene ohne Zigarette aus. Da wird man schon sĂŒchtig beim Zusehen.

Ich sinniere wĂ€hrend eines Spaziergangs warum Rauchen eigentlich so populĂ€r wurde. Da gibt es verschiedene ZugĂ€nge. Einerseits galt man damit als verrucht, frivol, anzĂŒglich und lĂ€ssig. Das Lasterhafte zog von dunklen Bar-Ecken ein in BĂŒros, ZĂŒge und Flugzeuge. Kann sich das heute einer vorstellen, dass im Flugzeug “gepofelt” wurde? Ein Relikt der Zeit sind die durchgestrichenen GlimmstĂ€ngel als Leuchtsymbol. So alt bin ich allerdings noch gar nicht und ich habe es erlebt – die Rauchschwaden in BĂŒros, die Raucherabteile in den ZĂŒgen. Ein Zug im Zug sozusagen. Die verteilte Asche auf den Akten und die vernebelten Kollegen, die stinkenden VorhĂ€nge.

Doch sie gehören zur verdrĂ€ngten Art, die Raucher. Erst hat man sie hinter Glas gesteckt, dann in kleine KĂ€mmerchen, mit vergilbten WĂ€nden und blauem Dunst. Potenziertes Gift auf wenigen Quadratmetern sozusagen. Aber man unterschĂ€tze diese Areale nicht – dort geschah das wahre Business. Im GeschĂ€ftsleben wurden mehr Deals in Rauchpausen abgewickelt, haben sich mehr Liaisonen entwickelt als in Meeting-rĂ€umen und per Mail. Eine GlimmstĂ€ngel-LĂ€nge lang kam man sich inhaltlich nĂ€her, auch wenn man sich sonst nicht leiden konnte.

Und noch etwas geschah in Raucherbereichen vor den Hinter- und SeitenausgĂ€ngen der Konzerne: Die Leute gingen bei jedem Wetter mehrmals freiwillig vor die TĂŒr. Weder Birkenstock noch Feinstrumpfhose hielt sie davon ab. Sie schnappten sich mit einer SelbstverstĂ€ndlichkeit das Tschick-Packerl und verließen den Raum um fĂŒr unbestimmte Zeit fernzubleiben. Die nicht-rauchenden Kollegen durften das ertragen, die Abwesenheit vertreten und bloß nicht nachfragen was im “Geheim-Rats-Eck” hinter vorgehaltener Zigarette getuschelt wurde.

Aber was macht der pausenlos arbeitende Nichtraucher ohne Rauchpausen-Ausrede? Er geht Kaffee trinken. Nur wie viel Kaffee am Tag hÀlt man denn aus? Und der Raucher geht ja auf eine Zigarette und einen Kaffee. WÀhrend den einen der SchÀdel also raucht vor lauter Arbeit, raucht den anderen der SchÀdel vor lauter Dunst.

Mein Fazit lautet, Rauchen ist eine bewusste Pause. Jemand geht an die frische Luft, um tief durchzuatmen. Diese Person steht vom Computer auf, bewegt sich und taucht ein in soziale Interaktion. Blöd nur, wenn sie sich dabei eine Zigarette anzĂŒndet. Ich wĂŒrde das Rauchen ohne Zigarette absolut unterstĂŒtzten – achtsame Atempausen braucht die Arbeitswelt!

© allesachtsam 2021-12-15

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