Vorarlberger Dating-GÂŽschichten ( I / V )

Anatolie

von Anatolie

Story

Ich wundere mich ja immer wieder ĂŒber diese engen Vorgaben, die mit einer neuen story.one Challenge einhergehen. AmĂŒsante und spannende Möbelhaus-GÂŽschichterln – aber bitte nur von und bei IKEA. Nun rollt ein neuer Aufruf zu den besten onlinedating-Schmankerln ĂŒber die BĂŒhne – erlebt ausschließlich bei TINDER. Und ich kratze mir wieder mal am Kopf und weiß beim besten Willen nicht, was genau ich hier beisteuern könnte. Bei IKEA gab’s nie irgendwelche besonderen Vorkommnisse in meinem bisherigen Lebenslauf. In Verbindung mit anderen MöbelhĂ€usern aber schon. Und bei TINDER war ich nie – diese beinhart skrupellose Wisch und Weg Taktik hĂ€tte meinem zartbesaiteten Wesen wohl eher mehr Schaden zugefĂŒgt als ihm gut getan.

Ich habe bei der BrĂ€utigamschau per Mausklick – nicht bei TINDER – so einiges gesehen. Viel hin und her getippt. Und auch ein bisschen was erlebt.

In meiner digitalen Dating-Zeit, so um die 2010er Wende, startete ich einmal einen Aufruf in einem Vorarlberger online Annoncen-Blatt. Wie sich das nannte, weiß ich nicht mehr. Es war Urlaubszeit und ich single, ich wollte ein bisschen weg, neue Leute kennenlernen, etwas erleben. Vielleicht auch eine neue Liebe treffen. Aber warum so weit weg von daheim, mag manch eine/r sich hier fragen. Nun, ich hatte viele Jahre im Ausland gelebt. Meine neuen Wurzeln hier glichen noch einem zarten Spross; und junge Keimlinge kann man noch relativ problemlos an einen anderen Ort verpflanzen.

Das Ganze hat noch eine kleine Vorgeschichte: Einige Wochen zuvor war ich, in irgend einem Dating-Portal, beim Profil eines Vorarlbergers hĂ€ngen geblieben. Sein Foto gefiel mir einfach sehr gut, und deshalb schrieb ich ihn an. Ja, und wie der Zufall es gerade wollte, hatte er einige Tage frei und wĂŒrde mich sehr gerne in der Steiermark besuchen. Eine GĂ€stecouch gab’s ja auch, sollte mir seine Gesellschaft nicht behagen. Er kam den weiten Weg zu mir vom LĂ€ndle angereist, vielleicht auch um die Landschaft zu schauen. Was er sonst noch erblickte gefiel ihm offenbar aber auch. Wir spazierten hĂ€ndchenhaltend durch die Grazer Innenstadt – ohne uns jemals zuvor gekĂŒsst zu haben! – es lief einfach super romantisch an zwischen uns beiden. Dann, plötzlich, das alarmierende Bimmeln seines Handys. Sein Gesicht, das mitten im GesprĂ€ch zu Stein gefror. Er mĂŒsse dringend und sofort wieder zurĂŒck nach Hause! Seine alte Mutter wĂ€re schlimm ĂŒber ihre Kellertreppe gestĂŒrzt. Sie lĂ€ge auf der Intensivstation. Eilig fuhr er mich heim, schnappte sich seine Reisetasche und war fortan nie mehr gesehen. Und auch nie wieder gehört.

EnttĂ€uscht ĂŒber das jĂ€he Ende dieser „beinahe Romanze“ suchte ich jetzt noch intensiver an weit entfernten Orten. Aus irgend einem Grunde glaubte ich, die besten SahnestĂŒcke gĂ€be es anderswo und nicht daheim. Wieder ein Klick ins LĂ€ndle. Interessanter Typ, ein bisschen verwegen, ein Bild wie von einem Zigarettenwerbe-Plakat. Mit ihm entwickelte sich ein intensiver On-Off Austausch.

© Anatolie 2021-10-21

Hashtags