Heute war es also so weit – die SchlĂĽsselĂĽbergabe an meinen „reizenden“ Nachmieter fand statt. Ich ersparte mir das Dabeisein und lieĂź ihm, mittels Vollmacht, die SchlĂĽssel ĂĽberbringen. Das hatte einen wirklich triftigen Grund!
Als wir gestern noch letzte Kleinigkeiten aus der Wohnung holten und ins Auto schleppten, tauchte der Hr. Nachfolger, welcher auch im Hause wohnt, plötzlich wutentbrannt im Garten auf, schreiend und tobend wie ein völlig Wildgewordener. Er war nämlich auf einmal nicht mehr bereit unsere Vereinbarung einzuhalten, die Miete fĂĽr 21 Tage bei SchlĂĽsselĂĽbergabe zu ĂĽberreichen. Ich war so kulant, sprich „gutmĂĽtig dumm“ gewesen, ihm in Absprache mit der Genossenschaft, zu erlauben, vorzeitig meine Wohnung beziehen zu dĂĽrfen und das Gärtchen zu nutzen, obwohl ich eigentlich bis Ende Juni Zeit gehabt hätte in Ruhe auszuziehen. Er rief fast täglich an, um anzutauchen, damit ich noch schneller gehe …
Die Szenerie die sich gestern abspielte, könnte man als „KaisermĂĽhlenblues“ hoch 100 betiteln, doch eigentlich ist es fast unbeschreiblich. Jedes beschwichtigende Wort, das wir versuchten zu ihm zu sprechen, wurde sofort verdreht, so wie fehlinterpretiert, sein Geschrei immer intensiver, bedrohlicher und lauter, fast wie im Rausch eines Verfolgungswahns. Meiner Nachbarin Herta, die am Zaun stand, blieb förmlich die Spucke weg, obwohl sie absolut nicht auf den Mund gefallen ist, da ehemalige Frau Oberst bei der Kriminalpolizei. Nachdem er sie, meine Mutter und mich aufs Ăśbelste mit Schimpf-Tyraden ĂĽberhäuft hatte, muĂźte dann auch noch ein neuer Nachbar im 1. Stock dran glauben, der erschrocken aus dem Fenster blickte. „Und der depperte Oide da braucht a net zuhearn!“, brĂĽllte der Herr Nachmieter mit hochrotem Kopf in dessen Richtung.
Hab ich übrigens erwähnt, dass er einst bei der Polizei war, bevor er in Frühpension geschickt wurde, wegen allerlei Umständen?!
Ich versuchte es dann noch mit etwas Sarkasmus und konterte, dass es ihm wohl heute nicht ganz gut gehe und ich kein Problem damit hätte, den offiziellen SchlĂĽsselĂĽbergabe-Termin zu verschieben, als dann plötzlich seine dominante Lebensgefährtin vorm GartentĂĽrchen erschien. Sie zerrte ihn am Ă„rmel Richtung Tor und rief: „Komm, gehen wir, das bringt doch alles nix hier!“
Mir fiel ad hoc der TĂĽrspruch – „Willkommen im Irrenhaus, hier ist die Zentrale“ ein. Oh, gĂĽtiger Gott!
Ich hatte vor, in Ruhe Abschied zu nehmen von meiner Wohnung, doch war mir so unendlich übel, dass ich lediglich noch saubermachte, während ich mit Tränen in den Augen versuchte alles Negative dort zurückzulassen und nur die paar schönen Momente mitzunehmen im Herzen.
Herta, die mit HĂĽndin Elli noch kurz rĂĽberkam, nahm mit feuchten Augen meine Hände und versprach mich bald zu besuchen. Elli hatte sich plötzlich mit Unschuldsblick verdrĂĽckt, wir bemerkten sofort warum – eine fĂĽrchterlich stinkende „Bulldoggen-Flatulenz“- als der krönende Abschluss zum Ende …
© RENAvonRAVENSTEIN 2020-06-11