Vorbereitung

Gasteiger

von Gasteiger

Story

Die Steine, die sich an meinen Zehen reiben sind, hart. Ich verbringe viel Zeit an einem Weg der in die weite Welt führt. Immer wenn ein Fuhrwerk vorbeikommt und das ist nicht allzu oft, stelle ich mir vor von hier weg zu kommen. Wenn mir noch langweiliger ist, gehe ich in die Holzhütte und nehme die kleine Hacke, deren Schneide doch sehr fein geschliffen ist und hacke so lange weiches Holz, bis ich diesen inneren Druck abgebaut habe.

Am Dachboden in meiner Schlafkammer habe ich alles für meine Reise vorbereitet. Der Schnee fällt ganz leise und ab und zu kommen sogar ein paar Flocken durch das kleine Fenster. Der Strohsack ist frisch aufgeschüttelt und die Decke füllt sich mit meiner Strahlungswärme.

Ein immer lauter werdendes Knarren verrät mir, dass alle Dienstboten mit der Hausarbeit fertig sind. Sie bringen alle ihren im Ofen erwärmten Ziegelstein mit. Die Temperatur soll jetzt noch tiefer werden. Anfang Januar ist die Zeit gekommen, wo wir alle überlegen unseren Arbeitsplatz zu wechseln und einen neuen Hof und neue Bauersleute kennenzulernen.

Die Arbeit ist im Winter weniger und ich bin noch zu jung für die richtige Holzarbeit. Franz der erste Knecht ist jeden Tag im Wald und kommt erst zum Finster werden nach Hause. Ich darf in der Rauchküche helfen. An der offenen Feuerstelle hängt ein Gestell mit einer großen Pfanne und ich rühre mit einem Holzlöffel um, dass nichts anbrennt. Das Gestell lässt sich drehen, wenn der Sterz fertig ist, drehe ich ihn vom Feuer weg. Wir sitzen alle an einem Tisch. Es hat alles seine Ordnung. Der Bauer, dann der erste Knecht, der Stallknecht die Helfer und die Mägde und Emma die Kuchldirn. Emma ist dreizehn wie ich und schon ein Jahr auf dem Hof. Mit der Bäuerin zusammen erledigt sie die Hausarbeit.

Unsere Dachkammer ist sehr gemütlich, Emma und ich schlafen in einer Kammer. Sie ist aus rohen Brettern gezimmert. Wir haben eine Stange, wo wir unsere Sachen zum Trocknen aufhängen. Einen Kasten und Tisch gibt es nicht. Es gibt noch zwei andere Kammern, die brauchen wir im Sommer, wenn die Schnitter am Hof übernachten. Im Sommer wird wenig geschlafen denn die Tage sind lang und es gibt sehr viel zu tun. Ich stehe dann schon auf, wenn es hell wird und muss Emma in der Küche helfen. Das ist im Winter auch so nur mit dem Unterschied, dass es später hell wird. Die Treppe die zur Dachkammer führt, ist mit Steinen gemauert und mit Tannen Bretter belegt. Auch die Kammern sind aus breiten rilligen und gut riechenden Brettern gezimmert. Ich habe alle meine Habseligkeiten in einer kleinen Kiste verstaut. Die Kiste steht neben meinem Bett.

Emmas Sachen passen nicht alle in eine Kiste. Es sind auch schon verschiedene Schuhe und nicht nur Arbeitsgewand, sondern auch ein Festgewand dabei. Der Stoff ist feiner gewebt und mit Stickerei verziert. Sie hat mir gesagt es ist unsere hiesige Tracht die an hohen Festtagen getragen wird. Mir gefällt das, wenn wir uns manchmal so richtig schön anziehen und Dame von Welt spielen.

© Gasteiger 2021-03-02