von Catrin_mit_C
Bei manchen Dingen, hat jeder von uns sofort eine gewisse Vorstellung im Kopf – ob sie stimmt oder nicht, das ist was anderes. Genauso wie bei meinem kĂĽrzlich geplanten Vorhaben, noch etwas mehr fĂĽr die eigene Fitness und den eigenen Körper zu tun. Manches ist mit einer ziemlich launischen Rektusdiastase nicht so einfach gewesen, aber nachdem ich brav die “post-partum” Ăśbungen (3 Jahre danach) auf meiner Yogamatte absolivert hatte – täglich, monatelang, auch bei gefĂĽhlten 40 Grad, wage ich mich jetzt vollen Mutes an die Dinge, die mir SpaĂź machen. Neben meinem geliebten Tennis sollte noch was anderes her und meine Begeisterung hing sich schnell beim PoleDance fest. Ja, ich kann die Gedanken förmlich lesen, wenn ich es jemanden erzähle. Männer denken dabei meist an halbnackte Damen, die sich lasziv an der Stange räkeln und sich die netten Scheinchen ins Höschen stecken lassen. Aber um ehrlich zu sein, hat das mit PoleDance nicht viel zu tun. FĂĽr mich ist PoleDance der Inbegriff von Körperbeherrschung. Also los zur Schnupperstunde. Wenig besucht und nicht unbedingt das erwartete Publikum – wo wir wieder bei den geliebten Klischees werden. Wie sieht denn die typische Frau von Welt aus, die PoleDance macht? Zu Beginn erfĂĽllte die Motivation den Raum, die Musik gab ihr Bestes um die HĂĽften schon fast von allein schwingen zu lassen. Dann hieĂź es ran ans Gerät. Vorab noch die aufbauenden Worte der Kursleiterin, man solle sich auf etliche blaue Flecken und AbschĂĽrfungen einstellen. Der beherzte Griff zur Stange bestätigte die Aussage schon mal – die Blindenschrift aus Haut der Vorgängerin erzählte ihre eigene Leidensgeschichte. Nach kurzer Zeit wurde mir bewusst, dass PoleDance bei Anfängern schon mal so viel mit sexy zu tun hat, wie Socken im Bett. Von lasziv, leicht und beschwingt keine Spur. Hochrote Köpfe, verzweifelte Gesichter und an der Stange quietschende Oberschenkel säumten den mittlerweile stickigen Kursraum. Neben mir ein dumpfer Aufprall. Die erste Dame ist beim Versuch den “Superman” zu vollfĂĽhren abgestĂĽrzt. Alles gut, sie ist wieder aufgestanden. Irgendwann lieĂź die Begeisterung bei mir nach, meinen Zeh hatte ich mir verrissen und ich ĂĽbte mich in dezenter Beobachtung. Dabei fiel mein Blick auf den Boden schräg vor mir. Seltsame rote Spuren dachte ich noch bei mir, bis die “Spur” kreisförmig größer und größer wurde. Eine Mitstreiterin hatte sich offensichtlich beim etwas ĂĽbermĂĽtigen Schwingen einen Hautlappen vom FuĂź gerissen und humpelte peinlich berĂĽhrt zur Toilette um Schadensbegrenzung zu betreiben. NotdĂĽrftig aufgewischt ging es weiter. Nicht fĂĽr mich. Ich hatte bereits fĂĽr mich entschieden, was mir liegt und was nicht. FĂĽrs Tennis am nächsten Tag wollte ich ungern ausfallen. Zuhause war mein Zeh dunkelblau angelaufen, sodass ich noch eine Weile an meinen sexy Ausflug erinnert wurde. Gespielt habe ich trotzdem. No pain, no gain!
© Catrin_mit_C 2022-10-18