von Ulrike Nikolai
Alle Autoren hätten einen an der Waffel, schrieb Alex Capus in seinem Buch Das kleine Haus am Sonnenhang. Andernfalls würden sie sicher nicht schreiben. Diese Aussage lässt mich nicht mehr los. Spaßeshalber nenne ich uns Menschen, die leidenschaftlich gern schreiben, fortan Waffler. Einverstanden?
Capus‘ Buch ist klein und fein. Ich hatte es zügig durchgelesen, begann gleich mit der nächsten Lektüre. Es handelt sich dabei um das Buch Die Stadt und ihre ungewisse Mauer von Haruki Murakami. Der japanische Autor überrascht mich immer wieder mit neuen Ideen. Dieses Mal bewegt er sich auf sehr tiefgründigem Terrain zwischen den Welten. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht dazu sagen, doch inspirierte mich folgendes Psalmzitat aus seinem Buch zu einem eigenen Gedankenspiel. Es handelt sich dabei um den Psalm 144,4, den der Protagonist Herr Koyatsu noch einmal mit eigenen Worten wiederholt:
„Der Mensch ist nichts als ein flüchtiger Hauch, und was er während seines Lebens tut, schwindet wie ein bloßer Schatten.“
Ich konnte an dieser Stelle einfach nicht weiterlesen, denn hinter meinen Waffeleisen (= Gebiss) drängten sich mir folgende Gedanken zum Schreiben im Storyportal auf:
Wer schreibt hier? Was bleibt hier?
Wie lang wird es bleiben, was die Waffler schreiben?
Was bleibt hier? Storys ohne Zahl,
die die Waffler schreiben. Ich hab‘ freie Wahl,
Worte ohne Zahl hier zu lesen.
Ich hab‘ freie Wahl, was gewesen
hier zu lesen, was mal war,
was gewesen Jahr für Jahr.
Was mal war, kommentieren,
Jahr für Jahr kalibrieren,
kommentieren für den Andern,
kalibrieren, mit ihm wandern.
Von dem Andern wieder trennen.
Einsam wandern, weiterrennen.
Wieder trennen, weiterrennen.
Wie lang wird es bleiben?
Wie lang werd‘ ich schreiben?
Empfehlung: Mehrmals lesen – laut sprechen, mittanzen, vorwärts, rückwärts, seitwärts, ran, über seinen Schatten springen.
Die Regeln eines Pantuns ergaben das tanzende Maß.
© Ulrike Nikolai 2024-03-23