von Hillevi Hofmann
Gott, gibt es viele Sprüche mit Butter. Für mich ist allein schon das Wort ein Graus. Die Butterseite des Lebens. Alles in Butter. Butter bei die Fische. Sich die Butter vom Brot nehmen lassen. Das geht runter wie Butter. NICHT!
Das war nicht immer so. Auch hier gibt es einen Menschen, der mich in meiner Phobie vor Butter bestmöglich unterstützt hat: Meine geliebte Großmutter namens: Nonna. Man muss meiner verstorbenen Oma aber verzeihen, dass sie durch einen frühen Schlaganfall nicht alles so schmecken konnte, wie mein kindlicher Gaumen. Sie konnte nach einer halbseitigen Gesichtslähmung den (wirklich wichtigen) Unterschied zwischen Butter, Margarine und Rama nicht mehr unterscheiden. Dafür war ich ja da.
Während meine Tante auch heute noch genüsslich ganze Butterfässer verschlingen kann, erzeugt bei mir allein schon der Geruch dieses fettgerührten Produkts Alpträume. Ich würde wohl lieber verhungern, als jemals ein Butterbrot essen zu müssen. Man kann mich mit Butter tatsächlich foltern. Denn kommt auch nur der geringste Geruch (Oh Gott, riecht es hier plötzlich nach Butter???) dieser gelblichen Ekelmasse in meine Nähe, erbreche ich mich wie Linda Blair in „Der Exorzist“.
So passiert nach einem Ausflug als Kind, als man mir, hungrig wie ein Wolf, ein Stück Butterbrot gereicht hat. Die „Butterseite des Lebens“ ist für mich dann doch eher die sprichwörtliche Hölle auf Erden. Denn sollte es irgendwann, aus welchem Grund auch immer, nur noch Butter zu essen geben, sterbe ich auf jeden Fall den Hungertod. Und sollte ich jemals gefoltert werden, dann sage ich alles! Solange man mir nur mit Butter droht.
Eine meine frühesten Kindheitserinnerungen ist, als meine Eltern am Frühstückstisch saßen und mir ein üppiges Butterbrot strichen. Gut, irgendeine rote Marmelade war auch noch drauf. Sie hatten sich lauthals gestritten und so hab‘ ich mich mit meinem Butterbrot auf den gelben Telefonkasten im Vorzimmer verzogen. (Das werden jetzt alle, die nicht in den 1970er Jahren geboren wurden nicht mehr kennen!). Sichtlich hat mich dieses Ekel-Brot damals getröstet.
Danach, nicht allzu lange danach, erinnere ich mich an einen Besuch bei meiner Nonna in Graz. Und als es sie es unbedingt wissen wollte: den frappanten Unterschied zwischen Butter, Margarine und Rama. Irgendwann ging ihr dann wohl das Brot aus und ich musste das gelbe Zeug „tonnenweise“ in mich reinlöffeln. Wie in einem Horrorfilm sehe ich mich anschließend gelbe Fettmasse kotzen. Das war der Beginn vom Ende meiner Liebe zu tröstender Butter.
Bis heute gibt es für mich kaum etwas Ekligeres als Butter. Gut, Spinnen, Marienerscheinungen und Glatzen mal ausgenommen. Wie bei meiner Phasmophobie könnte man natürlich auch hier etwas Positives finden und sagen: „Super! Die beste Diät zum Abnehmen ist für mich Butter!“. (Ich hab seit Corona und Lockdown II gefühlte hundert Kilo zugenommen!) Ok! Aber wer wischt das „Exorzistengekotze“ dann wieder weg?
© Hillevi Hofmann 2020-12-14