„Wahre“ Liebe?!

Petra Stoppacher

von Petra Stoppacher

Story

Von allen Leiden ist Liebeskummer mir das liebste. Er kommt nur leider selten alleine.

Phantomschmerz ist, wenn es noch immer weh tut. Man kennt das auch auf der psychischen Ebene. Wenn man zum Beispiel als Kind geschlagen oder anderswie gequält worden ist, tut eine Situation mit ähnlicher Machtverteilung wie damals schon von vorneherein weh. Das kann irritieren, und wenn dieser Punkt in einer Beziehung ständig in Erscheinung tritt, den Partner in seinen Bemühungen erschöpfen. Erschöpfen, erschrecken… genau das, was man eigentlich vermeiden möchte, und wovor man ja unterbewusst ausweicht. Ein Teufelskreis!

Vielleicht gibt es ein Trostpflaster, vielleicht aber auch nicht. Jedes Pflaster ist dann eben auch verbraucht, wenn man es benutzt hat, und die Nerven werden dünner von dem Aufwand, es Mal um Mal mit Sorgfalt anzubringen.

Die eigene Befindlichkeit rückt in den Hintergrund bei so viel Kopfzerbrechen, die einem die Irritation des anderen bereitet. Wie sanft müssen die beiden Gefährten zueinander sein, um dem Stand zu halten? Wie fest in ihren Werten zugleich?

Ich versuche, dich um Geduld anzuhalten; Geduld mit dem Leben. Damit ich dich noch bei mir habe, wenn wir beide – irgendwann – doch schlau genug werden sollten, um einen guten Weg dahin zu finden, wo wir verweilen möchten. Sicher ist: Du leuchtest. Das erfüllt mich mit seeliger Ruhe. Das ist JETZT.

Doch einen Moment nachher kann ich mich selbst nicht mehr erkennen. Da sind ganz plötzlich die zarten Gefühle durch die übliche Stumpfheit untergegangen und alles an Zwischentönen, was keine Tiefe hatte, verklungen.

Was blieb war der Wind in den Segeln und wir beide konnten uns davon erfassen lassen; zeitgleich einsam. Doch du bliebst nicht lange einsam; da hast du nie getan. Ich versteckte mich im Dickicht, wo einzig du mit deinen Adleraugen mich finden konntest; damit du dich auch mal verantwortlich fühlst.

Es fällt mir schwer, diese, unsere „Sache“ gänzlich zu verdrängen. Das ist wahr, du kannst es auch überall zwischen den Zeilen lesen. Du sagst, ich wäre „süß“, ich finde mich eher bitter.

Die freundlichsten Gemüter sind oft die mit den dunkelsten Erfahrungen. Ein bitterer Hintergrund macht süß… eine widersprüchliche, aber bewährte These. Schau‘ mir in die Augen, während ich dir meine Liebe gestehe, dann weißt du’s bestimmt. Kein Lächeln. Traurige Gewissheit nur, dass dieser Moment einem anderen weichen wird; und dennoch, versuchen tu‘ ich’s. Jetzt.

Du siehst her und ich beginne stumm zu weinen. Da verbleicht deine Erscheinung, als wärst du von vorneherein nicht real gewesen. Du entschwindest, wie du gekommen bist; über Signale, deren Echtheit ich nicht die Technik beherrsche, zu überprüfen.

© Petra Stoppacher 2019-10-07

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