Wallfahrt zum weißen Rößl

Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist? Was kann der Wolfgangsee dafür, dass man ihn liebt?

Man liebt ihn, weil hier das „Weiße Rössl“ seinen Stall hat, vor dessen Tür ja bekanntlich das Glück steht, denn dahinter hält es sein goldenes Geldhörnchen hoch. Daher kann man im Salzkammergut so guat lustig sein, vor allem, wenn die Musi spielt, holdrio! Und in den Betten des Weißen Rössl muss es „was Wunderbares sein, von dir geliebt zu werden“! Und dann stand ich plötzlich vor dir.

Unglücklich entfloh ich vor Jahren zum Wolfgangsee auf Sommerfrische. Ich wollte mein Leben radikal ändern oder mich inspirieren lassen, welchen Lebensweg ich nach einer Krise einschlagen sollte. Ich hatte die Idee, den Jakobsweg zu gehen, nicht in Spanien, sondern im Salzkammergut, und so entstand meine erste Wallfahrt. Ich entdeckte den Wallfahrtsweg von St. Gilgen auf den Falkenstein bis nach St. Wolfgang. Dieser besondere Tag begann am Europakloster Gut Aich, der ersten Klostergründung in Österreich seit 800 Jahren. Die Mönche, die dieses kleine Paradies erschaffen haben, machen ihre Sache zum Wohle der dortigen Bevölkerung sehr gut. Bei ihnen wird tatsächlich Menschlichkeit hochgehalten und nicht das Missionieren-wollen. Vor allem Bruder Thomas ist eine Seele von Ehrlichkeit und auch jemand, der dazu steht, ein erotisches Wesen zu sein. Er schöpft aus seiner Tätigkeit als Mönch und Künstler so viel an Kraft und Vertrauen, dass man ihn nur bewundern kann. Sinnsucher können immer wieder von diesem Kloster aus zu einer Wallfahrt auf den Falkenstein aufbrechen, sich dort durch eine enge Schlucht drängen und einen Stein niederlegen, um sich von ihren größten Lasten zu befreien. Und so stand ich nach getaner Wanderung nun glücklich vor dem Hotel, das der Filmkomödie mit Peter Alexander ihren Namen gab.

Eine andere Wallfahrt brachte mich in die Dachsteinhöhlen. Noch liegt tief im Inneren des Gletschers eine von Menschenhand geschaffene Eiswelt. Es ist ein besonderes Eis, nämlich durchsichtig, d.h. es ist kein Sauerstoff drinnen. Da tauchen im Berg plötzlich gläserne Gondoliere auf, der Grazer Schlossturm, die Akropolis, der Eiffelturm, Mona Lisa, Stiere und Dinosaurier – ganz aus Eis, in die Höhle geschliffen. Es brachte mich zum Schmelzen.

Ich könnte auch in Gmunden auf Wallfahrt gehen als Dank dafür, dass ich mich im Alter von 10 Jahren nicht an Tuberkulose bei meiner geliebten Tante angesteckt habe. Sie musste damals für ein Jahr ins Schloss Cumberland, das damals eine Tuberkuloseheilanstalt war, ihre schwere Erkrankung auskurieren. Fast hätte mich dasselbe Schicksal ereilt. Aber ich hatte einen Schutzengel. Oft habe sie damals in Cumberland besucht. Sie nahm ihren Aufenthalt mit Humor, denn sie hatte überlebt. Als ich in der Volksschule einen Aufsatz zum Thema „Da hatte ich Glück gehabt“ schreiben musste, wählte ich diese Erfahrung.

Liebes Salzkammerguat! Ich kann nichts Schöneres mir denken, als dir mein Herz zu schenken, wenn du mir deins dafür gibst und mir sagst, dass auch du mich liebst.