von Berit Glaser
Ich mit meinem Vater und Brüdern auf Wanderschaft. Acht Tage lang und das in der sächsischen Schweiz. Die ist nicht in der Schweiz übrigens, die ist in Sachsen. Es heißt wohl alles mit annähernd Berg in Deutschland Schweiz. Zustande gekommen ist das Ganze, weil mein Vater schon vor Monaten angekündigt hat, mit uns eine Woche Urlaub zu machen. Egal wo, egal was es kostet. Jetzt bei mir gleich, Bali, Kite-Surfen in Marokko oder Tauchen im Roten Meer, solang da noch was los is korallentechnisch. Nicht, weil ich unbedingt ganz viel „fremdes“ Geld ausgeben will, aber halt schon wegen, wann kommt man denn sonst dahin? Na gut, hab ich mich eh geschnitten, wollen die Brüder den sogenannten Malerweg gehen. Ich denk mir noch, können’s das nicht mit ihren Freunden über ein verlängertes Wochenende machen? Ich mein, ich komm aus Tirol bitte, das liegt noch dazu direkt neben Südtirol, da fahr ich doch nicht nach Ostdeutschland zum Wandern. Und da sitz ich schon im Auto Richtung Dresden. Ich bin überstimmt und hatte zu wenig Antrieb, Konkreteres zu recherchieren um etwaige meiner Vorschläge zu promoten, darf mich also nicht (mehr) beschweren. Den Wanderurlaub musste jetzt der Bruder planen, auf dessen Mist er schließlich gewachsen war. Da seh ich noch einen Hoffnungsschimmer, dass er das irgendwie verballert und das, in Kombination mit einem nicht geilen Wetterbericht, noch dazu führt, dass wir doch Last Minute in irgendeinen Flieger Richtung Süden… Aber nix da. „Dann wandern wir halt im Regen“. Na gut. Und jetzt interessant, bin ich gleich mehreren Irrtümern aufgesessen. Zum einen einwandfrei organisiert die Etappen mit abwechslungsreichen und durch die Bank chilligen Unterkünften. Dann das Wetter großteils ganz in Ordnung, jedenfalls besser als vorhergesagt und last but not least -die Landschaft. Das is maga geil dort! Alles voll mit Sandsteinformationen, die da aus dem Waldboden wachsen und durch die der Weg sich manchmal schlängelt, dann wieder kraxelt man drüber, oder spaziert gleich länger am Grat entlang mit entweder einer Bombenaussicht oder mehr so gruselig Nebel und herausragender Fels und unten immer irgendwo die Elbe. Und da gehn wir so unsere 16km täglich, was nicht viel ist, aber lange braucht, weil anders als ich das „gewohnt“ bin, geht man nicht auf einen Berg und wieder runter, sondern rauf-runter-rauf-bissi gerade-rauf-runter. Das ist genau richtig für nicht zu anstrengend, mit Platz für Gedanken und Gelaber, mal tiefsinnig mal ohne und trotzdem läppert sichs, also am Abend schon das Gefühl, was getan zu haben und großes Fressen und ins Bett. Ich bin dann auch an einen Punkt gekommen, so an Tag 4,3 ca, da hab ich mir gedacht, ich könnt jetzt für immer so Leben: aufstehen, Frühstück, 7h durch den Herbst latschen, von Schweigen über „ich packe meinen Koffer“ zu tiefsinnigem Gelaber, zwischendurch Schoki, dann wo ankommen, duschen, wenn gibt Sauna, futtern, Bett und wieder von vorn. Ich glaub, das nennt man Wanderlust.
© Berit Glaser 2020-09-29