Wandern in Portugal – Via Lusitana

Reinhard Pape

von Reinhard Pape

Story

Von der Via Lusitana habe ich schon in einer anderen Geschichte gesprochen, 2019 haben wir den ersten Abschnitt von der Algarve bis hinter Evora zurückgelegt, etwa 450 km. – Die Via ist ein wieder entdeckter Jakobsweg, wunderbar beschrieben in einem Wanderführer vom Stein-Verlag.

Mit dem Flieger kommen wir in Faro an und fahren am nächsten Tag über Vila Real mit dem Bus nach Alcoutim, ein schöner, weißer Ort am Grenzfluss zu Spanien mit vielen Störchen auf den Türmen. Dort übernachten wir in einem Hotel von jungen Leuten geführt, die Mutter hat ein nächstes Hotel in Mertola. Eine DJH gibt es auch, die kennen wir aber schon aus dem Vorjahr. – Durch endlose Felder mit Korkbäumen links und rechts wandern wir am nächsten Tag nach Mertola etwa 20 km. Dort bekommen wir im Hotel ein Update und haben ein Zimmer mit riesiger Terrasse und Blick auf den Fluss und nach Spanien gegenüber. Wir sind angekündigt für die nächste Nacht in einem Centro Creative e cultural für das Hochzeitszimmer, 30€. In einem kleinen Dorf auf dem Weg dorthin werden wir von einer Männergruppe vereinnahmt, die uns Oliven, Käse und Wein anbieten – ein Alter singt auf der Gitarre französische Chansons. Viele haben Auslandserfahrung durch Arbeit in der Fremde und Erinnerungen. -Abends verwöhnt uns die Wirtin mit leckerem Essen.

In einem Agritourismo am nächsten Tag denken wir, irgendwo in Afrika zu sein. Riesige Rinderherden grasen friedlich in der Ferne sonnenbeschienen, es fehlt nur noch die Giraffe. Nach guter Nacht fährt der Senior uns morgens im ausglatschten Wagen der Tochter zurück ins Dorf, lädt uns zum Espresso ein und gibt das Bild eines glücklichen Mannes wider: Seine Tochter führt die Farm, der Sohn ist Kardiologe in Lissabon und er war Chef von allem, auch Sparkassendirektor im nahen Ort, ein sympathischer Großgrundbesitzer. Möge er gesund bleiben und lange leben.

Weiter geht’s bis nach Beja. Dort renovieren junge Leute alte Gebäude, um über Vermietung Geld zu verdienen – wir wohnen im alten Direktorenzimmer für einen „Appel und ein Ei“. Kurz vor Evora verwöhnt uns ein Holländer, der seit 40 Jahren hier eine Farm betreibt und sich jetzt im Unruhestand wissenschaftlich mit Wasserstoff auseinandersetzt. Wir lernen viel von ihm und genießen, dass neben der Techniksparte der Genuss nicht zu kurz kommt. – Mit seinem Wasserstoff-Auto fährt er uns am nächsten Tag in die Stadt, sonst bliebe für uns nur die Verkehrsstraße. – In Evoramonte kommen wir in einer unvorstellbaren Ferienwohnung unter, hoch auf dem Berg gelegen mit Blick über die endlosen Olivenplantagen in der Ferne. Der Sonnenuntergang ist atemberaubend. Die Pension wird von Engländern geführt, die überall gewesen sind und diesen Altersruhesitz mit Vermietung führen. Auch hier bekommen wir als Wanderer die schönste Wohnung, die sie überhaupt haben. Wir fühlen uns wie im Paradies.

2020 sollte es hier weitergehen, Corona vertröstet uns auf 2021, wenn wir mit 74/72 gesund bleiben.

© Reinhard Pape 2020-07-11