von Angela Buchegger
Meist werden mir ja wunderschöne Träume geschenkt. Die buntesten Erlebnisse geistern des Nachts, während ich schlafe, durch meinen Kopf. Eigentlich kann ich mich meistens am Morgen an den Traum ganz genau erinnern. Oft sind die nächtlichen Ereignisse jedoch wieder spurlos verschwunden. Dann weiß ich nur mehr Eines mit Sicherheit, nämlich, dass ich angenehm träumte. Ich las auch etwas von luziden Träumen und ich habe mich damit ausführlich auseinandergesetzt. Der eigene Regisseur eines Traumes zu sein, das funktioniert bei mir jedoch überhaupt nicht. Die Träume kommen und gehen einfach. Sie träumen sich ganz von selbst. Die lassen sich nicht von mir bewusst beeinflussen, da bin ich mir sicher.
Doch seit dieser Nacht, mit dem ganz besonderen Traum, weiß ich nicht mehr so recht, ob mir meine Träume nicht auch etwas mitteilen möchten. Eigentlich hatte ich dieses Phänomen sowieso schon länger beobachtet: »Immer, wenn ich von Schlangen träumte, kam danach für mich eine besonders schwere Zeit.«
Und dass mir dieser Traum, von dem ich da erzähle, ganz schön die Schweißperlen auf die Stirn zauberte, kann sich hinterher sicher jeder Leser gut vorstellen. Der sanfte Engel, welcher sonst immer meinen Schlaf bewacht, hat in dieser Zeit wohl auch soeben geschlafen
Ja, es war gruselig. Eine junge Schlange war mir buchstäblich zugelaufen. Sie war lang und gelb mit samtigen Muster. Einen riesen Hunger hatte dieses Vieh und ich bemühte mich eifrig, sie mit einem Fläschchen voller süßer Milch zu sättigen. Gierig saugte die Schlange die Flüssigkeit. Bei jedem Schluck schwänzelte sie mit ihrem Hinterteil, so wie es ein Kalb tut, beim Trinken. Interessant für mich war ja, ich verspürte keine Angst vor diesem jungen Tier. Ich fand das knallgelbe Biest sogar niedlich.
Doch als ich mich umdrehte, sah ich ein riesengroßes Schlangenungeheuer auf mich zurollen. Sie war dick wie ein Traktorreifen, braun gefärbt mit schwarzen Muster und hatte ein großes “Z“ am Kopf. Ich dachte mir: »Das ist wohl die Schlangenmutter« Sie kringelte sich bei jeder Bewegung und kam förmlich auf mich zugerollt. Wie gelähmt stand ich da, die junge Schlange im Arm, darauf wartend, angefüllt mit Ekel, was da passiert. Plötzlich dreht sich, wohl im letzten Augenblick bevor ich beinahe ohnmächtig wurde, das Traktorreifen dicke Ungeheuer um und verschwand rasch im nahen Wald.
Das Pythonbaby sprang aus meinem Arm und eilte gleich hinterher. Da wachte ich schweißgebadet auf. Den ganzen Tag dachte ich über meinen Traum nach. Es war der 24. Februar 2022. Schon am Morgen hörte man vom Krieg in der Ukraine und am Abend wurden die höchsten Coronazahlenwerte seit Beginn der Pandemie präsentiert. Mein Traum war wohl eine Ankündigung der Gefahren, denen wir in Zukunft alle ausgesetzt sein werden. Nähren wir nicht noch immer das Virus durch unangemessenes Verhalten und zu wenig Verantwortungsgefühl. Doch dass sich die große Schlange im letzten Augenblick umdrehte und die Flucht ergriff, ist vielleicht eine Hoffnung auf ein Ende dieses grausamen Krieges. Wollen wir vertrauen, dass sich für die Menschheit auch alle Gefahren bald verflüchtigen? Und das eine große Engelschar niemals schläft
© Angela Buchegger 2022-03-26