Warum?

Elvis Mihajlovic

von Elvis Mihajlovic

Story

Heute erreichte mich eine erschütternde Nachricht. Ein Freund hat mir erzählt, dass ein alter Jugendfreund von uns gestorben ist. Selbstmord. Mit nur 38 jungen Jahren. Ich konnte es nicht glauben. Ich habe diesen Freund zwar seit über 10 Jahren nicht mehr gesehen und trotzdem erinnerte ich mich sofort an die Zeit von damals als wir noch alle fortgegangen sind. Er war ein unglaublich freundlicher und hilfsbereiter Mensch und ich kann es nicht fassen, das er nicht mehr lebt.

Auf meine Frage was passiert ist, bekam ich die Antwort, dass er stark depressiv war und deshalb auch Antidepressiva nehmen musste. Mein Freund hat gemeint, dass unser verstorbener Freund ein sehr zerrüttetes Verhältnis mit seinem stark alkoholkranken Vater hatte und es wahrscheinlich einer der Gründe war, warum er sich für diese Tat entschieden hatte. Nach dem Telefonat stand ich komplett in Gedanken versunken am Balkon und dachte über ihn nach und betete für seine Seele.

Sofort kamen die alten Gefühle und Erinnerungen an meinen Vater hoch. Er beging vor fast 3 Jahren Selbstmord. Er war auch, so wie mein Freund, stark depressiv und nahm Antidepressiva und andere starke Medikamente. Über den Tod und seinen damaligen Zustand zu schreiben ist nicht leicht für mich. Aber es geht heute nicht um meinen Vater.

Nichtsdestotrotz muss ich etwas sofort loswerden: wenn jemand, der das hier liest, unter Depressionen leidet – ICH BITTE EUCH – sucht Hilfe, redet mit jemandem darüber. Die Hauptsache ist, ihr dürft nicht alleine sein mit eurer Krankheit (ja es ist eine Krankheit – vielleicht die Schlimmste die es gibt, weil man nicht sagen kann wo es weh tut – aber es tut weh). Als Jugendlicher war ich selber leicht depressiv und hatte auch Panikattacken (auch wegen meinem Vater – unser Verhältnis war nicht….“einfach“) aber ich war noch jung und habe mir helfen lassen. Ich habe es geschafft aus dem Loch, in dem ich gefangen war, heraus zu kommen. Ich habe mir professionelle Hilfe gesucht und habe es geschafft. Nach dem tragischen Tod meines Vaters spürte ich, wie ich wieder auf dieses Loch zuging. Und ich habe es wieder geschafft rauszukommen. Bei Gott, ich weiß wie ihr euch fühlt und es erscheint alles aussichtslos. FALSCH! Mein damaliger Psychologe sagte mir: Es ist nur in deinem Kopf, und wenn du ein Gefangener deines eigenen Denkens, deines eigenen Ichs geworden bist, dann brauchst du Hilfe. Man braucht sich nicht schämen.

Bitte nimmt diesen Beitrag als einen von Herzen kommenden Appell um euch Hilfe zu holen. Ihr seid nicht alleine. Und wenn es auch altbacken klingen mag: Das Leben IST schön. Ihr habt es nur unter euren Sorgen und Ängsten begraben. Grabt es wieder heraus – mit Hilfe wenn es sein muss. Aber bitte gebt nicht auf.

Meine 2.500 Zechen neigen sich dem Ende zu und ich habe noch so viel zum sagen. Meine Gebete gelten heute der Familie meines Freundes. Fassungslosigkeit und unbeschreibliche Trauer. Und eine Frage wird bleiben: WARUM?

© Elvis Mihajlovic 2020-09-12

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