Warum Chinesen von Schneeflocken nichts lernen

Heinz-Dieter Brandt

von Heinz-Dieter Brandt

Story

können …

Europa und Asien/China so unterschiedlich?

Es schneit!

Langsam legt sich eine Decke auf den Garten, gewebt aus weißen Flocken, Kristallen. Jede einzelne von ihnen unterschiedlich … Billionen rieseln vom Himmel, sind kaum größer als der weiße Fleck in diesem o

Und doch gleicht keine Schneeflocke exakt einer anderen. Jede ist unterschiedlich

Schuld ist der Wind!

Grundsätzlich sind Schneekristalle sechseckig. Das liegt an der Form der Wassermoleküle und wie sie sich bei Frost miteinander verbinden. Während sie zu Boden rieseln, beginnen sie zu wachsen, immer mehr Moleküle lagern sich an

Bei geringer Luftfeuchtigkeit docken sie gleichmäßig an den sechs Kristallkanten an. Ist die Feuchtigkeit höher wachsen „Arme“ aus den Ecken. Da die Ecken weiter in den Raum ragen, ist die Wahrscheinlichkeit höher für ein Andockmanöver, umso stärker, je feuchter die Umgebung ist

Bei -2 Grad Celsius reifen die Kristalle in die Breite, bei -5 Grad in die Länge – dann entstehen sechseckige Säulen – einem Bleistift ähnlich. Ab -15 Grad reifen sie wieder in die Breite

Wenn nun durch Wind die Flocken durch die Wolke wirbeln, nehmen nie zwei Flocken den gleichen Weg – so ist jede Flocke anderen Feuchtigkeitsbedingungen und anderen Temperaturschwankungen ausgesetzt.

Damit bleibt jede Schneeflocke einzigartig

Auch wir Menschen sind einzigartig

Seit der Antike spielt der Begriff “Einzigartigkeit“ in der Philosophie eine große Rolle

Philosophen haben grundverschiedene Vorstellungen entwickelt, was Individualität ist und wie sie zustande kommt. Dabei gab es unterschiedliche Ansätze: Aristoteles meinte, dass Dinge als “sichtbare Materie” individuell werden – Hobbes durch “Raum und Zeit” und Fichte und Hegel durch eine “Selbstverendlichung des Geistes“

Im Laufe der Philosophiegeschichte verdichten sich die Zweifel bis hin zu Goethe, der meinte, dass das Individuelle nicht durch Denken erfasst werden kann

In Europa ist das Denken über die Individualität im Wesentlichen durch die jüdisch-christliche Theologie geprägt: Der einzelne steht seinem Schöpfergott gegenüber: Seine Individualität gründet sich auf seine unsterbliche Seele, die jeden von anderen unterscheidet. Ähnlich ist es im Hinduismus – hier existiert der Glaube an einen eigenen unvergänglichen Wesenskern (Atman) – im Buddhismus gilt aber das metaphysische Ich (Selbst) als fundamentale Selbsttäuschung. Statt ein einheitliches “ICH” gibt es ein Bündel miteinander verbundener Bewusstseinsprozesse

Aus dieser Sicht sind die Unterschiede zwischen der europäisch-christlichen Tradition und dem außereuropäischen Denken interessant – z.B. bei der Diskussion über Menschenrechte. Hier die Freiheitsrechte des Einzelnen zu unbegrenzter Selbstverwirklichung, dem persönlichen Streben nach Glück – dort die soziale Begrenzung durch Pflichten gegenüber Familie und Gemeinschaft

Bringen wir für diese Unterschiedlichkeit immer Verständnis auf?

© Heinz-Dieter Brandt 2022-05-01

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