von crisscross
Es gab eine Zeit, zu der alles Wasser auf der Welt klar und trinkbar war. Das Leben gedieh darin prächtig und dieser Umstand war dem Teufel zuwider.
Eines Tages machte er sich auf in den Himmel und suchte den lieben Gott auf. Er sprach, „Herr, ich komme nicht umhin einzusehen, dass meine Kraft der Euren unterliegt. Ich schlage ein gemeinsames Abendmahl mit dem gesamten Himmelreich vor, um unsere Zwistigkeiten beiseite zulegen. Um meinen guten Willen zu zeigen, möchte ich das Mahl selbst zubereiten. Es soll eine Suppe geben, so besonders, wie sie die himmlischen Heerscharen noch nie gegessen haben.
Gott kannte die schönen Reden des Teufels und wusste, dass dieser etwas im Schilde führte. Doch durfte er die Bitte des Teufels nicht abschlagen, solange es einen Funken Hoffnung gab, dass dieser es Ernst meinte.
Der Teufel verneigte sich ehrerbietig und sprach, „Ich danke und bin Zeuge deiner Großmütigkeit und Güte. Heute Abend wird die Suppe fertig sein. Doch brauche ich viel Salz, um alle Himmelsbewohner zu verköstigen. Dürfte ich mir dieses aus dem Himmel mitnehmen?“
Gott stimmte zu und gab dem Teufel vier Säcke mit Salz. Der Teufel verschwand damit, war aber bald darauf wieder da und sprach. „Das reicht noch nicht. Ich brauche mehr Salz.“ Wieder gab Gott ihm vier Säcke, doch auch das reichte dem Teufel nicht. Immer wieder kam er und bat um mehr Salz. Irgendwann wurde es Gott zu bunt und er gab dem Teufel ein rotes Säckchen. „Dieses Säckchen wird niemals leer werden. Damit solltest du nun aber genug haben.“ Der Teufel lächelte diabolisch, nahm das Säckchen und verschwand aus dem Himmel. Er ließ sich mit den Salzvorräten auf der Erde nieder und begann alle Säcke ins Meer zu schütten. Dann nahm er das rote Säckchen und hielt es übers Wasser, sodass sich ein endloser Strom aus weißen Körnern ins blaue Meer ergoss.
Indes hatte Gott den Himmel auf die Ankunft des Teufels vorbereitet, sodass dieser nicht allzu großen Schaden anrichten könnte. Sowie er damit fertig wurde, sah er auf die Erde hinab und erblickte den Teufel bei seinem Treiben. Sogleich erschien er neben dem Unhold, um ihn zur Rede zu stellen. Schnell warf der Teufel das rote Säckchen weit aufs Meer hinaus und wandte sich mit unschuldigem Blick Gott. „Die Fischsuppe ist bald bereit. Ich bin eben mit dem Würzen fertig geworden. Nun fehlt nur noch die Hitze. Aber das ist meine Spezialität. Erlaubt mir…“
Doch Gott unterbrach ihn. „Du hast meine Großzügigkeit ausgenutzt, um der Welt zu schaden. Nie wieder wirst du die Meere für dein unseliges Treiben verwenden. Verschwinde und lass dich hier nicht mehr blicken.“ Der Teufel deutete lächelnd eine Verneigung an und verschwand. Gott konnte das Salz nicht verschwinden lassen, aber er gab all den Meerestieren, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht am Salz verendet waren, die Fähigkeit, im Salzwasser zu überleben. Nur an der Stelle, wo das Salzsäckchen gelandet war, konnte auch Gott nichts mehr richten. Dort befindet sich heute das Tote Meer.
© crisscross 2022-08-19