Warum hast du mich nicht da rausgeholt!

Ich erinnere mich noch als du mich in meinem Garten fest an der Hand gehalten hast. Deine kleinen kalten Hände fest um meine geschlungen so das ich mich ein Stück zu dir herunter gebeugt habe. Deine blauen Augen und die Angst und zeitgleich Hoffnung ihn ihnen berührte mein Herz und deine Worte gaben mir einen Einblick in deine Lebensumstände. „Kann ich bei dir bleiben. Kannst du dich um mich kümmern? Ich bin auch ganz lieb.“ Du warst gerade 4 Jahre alt und es war Mitte April. Wir kannten uns erst wenige Stunden und schon hat dein kleines Herz entschieden, das es bei mir sicherer ist als in deinem Zuhause. Ich konnte deinen Schmerz kaum ertragen und wollte ihn auch nicht wahrhaben. Ich schickte dich zu deiner Mutter, welche uninteressiert und unbeeindruckt neben uns stand und sagte, „Timi ich habe auch 2 kleine Jungs, welche mich brauchen, deine Mama würde dich bestimmt vermissen.“ Wir beide wussten, dass es nicht so war. Deine Mutter kannte ich ebenfalls erst wenige Tage und die Umstände unserer Begegnung waren bezeichnend für das alles, was noch kommen sollte. Ein Martyrium von Gewalt, emotionaler Erpressung, Missbrauch und Menschenhandel. Du warst und deine Geschwister und die vielen anderen Kinder waren schutzlos ausgeliefert und das System wusste es.

Die Kälte deine Mutter, die deinem Vater hörig war und wirklich alles für ihn tat. Dein Vater, welcher nicht in der Lage war liebe zu empfinden und nur Erniedrigungen und Schmerzen verteilte. Dein vernachlässigtes Lebe, welches du Zuhause nennen musstest und das kleine Herz, welches mich täglich zu Tränen rührt, sind folgen des Versagens und Wegschauens. Auch ich konnte es nicht ertragen und versuchte mein Herz und meine Seele zu schützen. Ich habe so vieles versucht dich zu schützen und es machte alles nur schlimmer. Alles, was ich für dich noch tun kann, ist für dich da zu sein, wenn du alt genug bist und selbst zu gehen. Für all die anderen Kinder die deinen Eltern und ihren „Bekannten“ zum Opfer gefallen sind und fallen werden gibt es keine Hilfe mehr.

Ich schreibe deine und die deiner Geschwister und unserer gemeinsamen kurzen Zeit auf und teile sie. Dir kann ich damit nicht mehr helfen. Vielleicht schaut noch jemand genau hin und traut sich. Traut sich laut zu werden oder wenigstens leise zu sprechen. Bitte nicht wegschauen…….. auch wenn es schmerzt.

Dies ist die Geschichte von Timi und seinen älteren Geschwistern und ihrer Familie. Es ist eine Geschichte von emotionaler Kälte in der Familie, Vernachlässigung, Gewalt und Missbrauch und einem System das will aber nicht kann. Es ist Timi´s Geschichte aus meiner Perspektive. Wie ich den Indizien folgte und die Wahrheit durch Zuhören herausfand. Es ist so schade das viele vor mir die Gelegenheit hatten diese Hilferufe zu hören und doch nicht zuhörten. Auf die feinen Worte und Aktionen dieser Kinder. Sie urteilten nur, ohne den Ursprung des Handels zu hinterfragen. Dieses Buch basiert auf einer wahren Begebenheit. Die Namen habe ich geändert – zum Schutz der betroffenen. Ich wünsche mir, das dieses Buch vielfach gelesen wird und vielleicht anderen kleinen Timi´s in der Welt geholfen werden kann.

„Nicht jede Frau, die ein Kind zur Welt bringt, ist eine Mutter und nicht jeder Mann, der ein Kind zeugt, ist ein Vater“ – Thalia Apple 2023