Warum man Erinnerungen nicht wegwirft

Alisha Steckert

von Alisha Steckert

Story
Gedanken 2023

Manchmal bleiben Erinnerungen nur das, was sie sind. Erinnerungen. Sie sind ein Moment, eine Aufnahme eines Moments. Wir sehen etwas und erinnern uns später wieder daran. Wir sehen etwas und verbinden eine Emotion mit dem, was wir sehen. Und wenn es eine positive Sache ist, können wir sie uns ins Gedächtnis rufen, wenn es uns mal nicht so gut geht. Manchmal sind Erinnerungen aber auch materiell. Sie können ein Foto sein, ein Video, ein bestimmter Gegenstand oder ein Ort, an den wir jederzeit zurückkehren können. Aber Erinnerungen verblassen auch mit der Zeit. Sie werden im Kopf überspielt, die Bilder verblassen, der Ort verfällt. Manchmal notieren wir uns auch etwas, um uns später daran zu erinnern. Zum Beispiel, wenn wir den Müll runterbringen müssen oder bestimmte Dinge erledigen oder einkaufen müssen. Wenn wir jemanden kennenlernen, schreiben wir uns auch deren Telefonnummern manchmal auf. Wir erinnern uns an den ersten Eindruck, den die Person bei uns hinterlassen hat. Wir erinnern uns an den Ort, an dem wir sie kennengelernt haben. Wir erinnern uns an den Geruch, den wir in dem Moment wahrgenommen haben. Aber was, wenn der Kontakt abbricht und man den Zettel mit der Telefonnummer wegwirft? Wie wollen wir dann unsere Erinnerungen auffrischen und die Person erreichen? Will sie überhaupt erreicht werden? Das kann man nie wissen, außer der Grund der Trennung war schmerzhaft. Es gibt verschiedene Wege und Gründe, warum Menschen keinen Kontakt mehr miteinander haben, aber es ist nie zu spät sich zu entschuldigen. Zu sagen, dass man vielleicht falsch lag, dass es einem leid tut. Aber wenn man die Erinnerungen, den Zettel, die gemeinsamen Bilder weggeschmissen hat, gibt es keine Möglichkeit mehr den Anderen zu erreichen. Ich will nicht sagen, dass man sich eine Hintertür offen halten sollte. Aber man wirft Erinnerungen nicht einfach weg. Selbst wenn man nie wieder in diese Zeit zurückgehen kann, man kann sich hineindenken und an die schönen Momente erinnert werden. Nicht an die Schlechten oder an das Ende.
Denn manchmal, da bleiben Erinnerungen nicht nur das, was sie sind. Manchmal werden sie wiederbelebt und neu entdeckt. Aufgefrischt. Dann braucht man den Zettel und den Mut, um seine Person anzurufen. Dann braucht man die Bilder, um sich zu erinnern, warum man das Ganze neu erleben will. Dann braucht man die Gedanken, um sie zu sammeln und sich zu entschuldigen. Und manchmal, aber nur manchmal, kann es ein Happy End geben.

© Alisha Steckert 2023-08-05

Genres
Romane & Erzählungen
Stimmung
Hoffnungsvoll
Hashtags