von Peter Laimer
Reinhard Mey hat vor einigen Jahren die „grenzenlose Freiheit über den Wolken“ besungen (eine Ode an den Anfang der 1970er Jahre beginnenden Flugreiseverkehr) – genauso lässt sich dies für Schweden, seine Menschen und das Fahrradfahren feststellen.
Weder Auto- noch RadfahrerInnen fallen – im Gegensatz zu uns – durch besondere Rücksichtslosigkeit auf, denn jeder gibt dem anderen VerkehrsteilnehmerInnen (inkl. FußgängerInnen) Zeit und Raum, die notwendigen Fahrmanöver durchzuführen. Das bei uns frei nach Helmut Qualtinger geltende „AutofahrerInnen gegen RadfahrerInnen, das nenne ich Brutalität“ – Prinzip scheint in Schweden – wie in anderen skandinavischen Ländern auch – keineswegs zu gelten.
So erlebt auf einer 14-tägigen Schwedenreise im Sommer 2019, als das Corona-Virus noch irgendwo in Südostasien schlummerte (aber wer weiß das schon so genau). Uns selber erschien es manchmal fast befremdlich, wenn AutofahrerInnen uns auf dem Fahrrad den Vorrang gaben, was zu unserer Überraschung aber üblich zu sein scheint.
Die Straßen Schwedens bieten genügend Raum, um dem Radfahren zu frönen, seien dies großzügige Radfahrstreifen neben den Straßen oder eigens für das Fahrrad angelegte Wege. Auch kann man ruhigen Gewissens Fahrräder unversperrt parken, ohne damit rechnen zu müssen, dass diese in fremde Hände geraten. Unser Versuch, das Fahrrad abzusperren, wurde eher mit Verwunderung zur Kenntnis genommen.
Überall ist man willkommen und ein Plätzchen für das Fahrrad findet sich allemal. Regen, Wind oder Kälte scheinen im Übrigen bei den SchwedInnen der Liebe zum Radfahren keinen Abbruch zu tun. Mit dem Fahrrad lässt sich zudem viel leichter die Umgebung erkunden, und so haben auch wir sehr häufig diese Möglichkeit genutzt. In Malmö beispielsweise konnten wir so die modernen Wohnviertel entlang der Küste entdecken und das fast südlich anmutende Flair genießen.
Und da sind noch die vielen Lastenfahrräder (z.T. auch benannt nach der in Kopenhagen gelegenen Hippie-Enklave „Christiana“), die nicht Lasten sondern Menschen transportieren, seien es die eigenen Kinder oder die PartnerInnen. Fahrradparkplätze bzw. -ständer gibt es zuhauf; die präsentieren sich als ein geordnetes Wirrwarr von Fahrrädern und gehören zum Bild jeder Stadt und jedes Dorfes.
Generell scheint in Schweden „nachhaltiges Reisen“ in besonderer Weise gefördert zu werden – das fängt im Hotel mit dem Hinweis „Wasser beim Zähneputzen nicht laufen lassen“ an und hört bei der Förderung von Transportmitteln abseits des eigenen Pkws auf; so werden bei Pkw-Fahrten in große Städte wie z.B. Göteborg „Eintrittsgebühren“ verlangt.
Alles in Allem, Schweden ist eine (oder mehrere) Reise wert – und Radfahren ist ein Teil davon.
© Peter Laimer 2020-05-17