von Santosha
Ja, ich gebe es zu: Dieses Zitat habe ich geklaut. Es ist von Sokrates, gebe ich zu – manche glauben, Aristoteles habe das gesagt.
“Gab es vor mehr als 2000 Jahren auch schon so viel Zeug?“, frage ich mich und auch ich stelle fest:
„Was es alles gibt, was ich nicht brauche!“
In der #corcooning Zeit müssen wir auf einiges verzichten. Aber ehrlich gesagt: Worauf muss ich verzichten, was ich ohnehin nie brauche?
Ja, ich habe Glück – eine Druckerpatrone habe ich mir erst gekauft. Mein Kühlschrank ist voll, mein Vorratsschrank auch. Mit Klopapier wird es tatsächlich bald kritisch ; ), das habe ich nicht gehamstert. Aber sonst?
Ich brauche keine neue Hose oder keine neue Jacke aus Bangladesh. Ich brauche kein hundertstes T-Shirt. Keine siebzehntausend verschiedene Duschgels. Ich brauche gar kein Duschgel – dafür gibt es Seife… in umweltfreundlicher Verpackung! lch brauche nicht jeden Monat ein neues Parfum. Ich brauche kein neues Küchengerät oder andere Wunderwaffe. Ich brauche nicht wieder ein neues Möbelstück. Ich brauche auch keinen weiteren miesen Kinofilm; Filme auf Netflix gibt es zuviele mit Gewalt, Affären oder sonstigem Quatsch. Ich brauche keine Millionen Fernsehberichte über Corona oder sonstige schlimme Nachrichten. Ich brauche keine hoffnungslosen Dokus, die mich deprimieren. Ich brauche keine mehrstündigen Flugreisen, eingesperrt auf wenigen Quadratmetern. Ich brauche kein Wochenende in Berlin, Madrid oder London. (Ok, einmal vielleicht schon ; ) )Ich brauche keine tausenden Leute um mich herum. Keinen Small talk, keine Konflikte, keine gespielten Höflichkeiten, keinen Hass auf Minderheiten. Kein neues Handy, auch wenn mein altes noch funktioniert. Keinen Schnickschnack – Püppchen, Strohblumen, Tonnen von Plastikkrimskrams. Keinen Schmuck und keine Armbanduhr. Keine Werbeprospekte oder Pizzamannflyer. Kein Twitter, Instagram & Co. Kein Zalando, kein Amazon. Keine Hektik, stinkende Autos, volle Einkaufsstraßen, Fertigprodukte, Burger, Cola, Coffee-to-go und Alkohol.
Ich brauche nicht einmal die Freiheit, meine Freizeit zum Stress zu machen, denn die Freiheit kann zum Zwang werden, genauso wie der Zwang zur Freiheit.
Was ich bräuchte: einen sonnigen Balkon. Einen Hund oder eine Katze – mit ganz viel Zeit und Auslauf dafür. Inspirierende Reisen, die mich zum Strahlen bringen.
Das ist momentan für mich nicht zu haben.
Ich brauche das Internet, zum Kommunizieren und Arbeiten, und mein Fahrrad. Ich brauche eine warme Wohnung und ein kuscheliges Bett. Ich brauche eine Kerze für wohliges Licht. Ein bisschen Musik. Die Vorfreude auf eine Blumenwiese und ein wenig Wald, Berge und das Meer. Ich brauche meine Talente und meine Fähigkeit, mich weiterzuentwickeln. Ich brauche einen lieben Menschen, der mir zuhört. Und ein bisschen Schokolade.
Ich brauche meine Gesundheit.
Das alles immerhin habe ich!
Und vielleicht sogar Freunde oder Nachbarn, die mir zur Not mit Klopapier aushelfen…
© Santosha 2020-03-29