Was für ein geiles Jahr!

Gerlinde Gierbl

von Gerlinde Gierbl

Story

Du wirst es nicht glaube, wie oft ich dieses Jahr auftreten durfte. Ich war nur in einem sehr kleinen Rahmen bekannt, aber dieses Jahr hat alles für mich geändert. Ich habe die Chance auf die ganz große Bühne bekommen. Alle Menschen wollten mich kleinen Wicht plötzlich sehen. Sogar die ganze Welt hat nach mir geschrien. Mein Bekanntheitsgrad ging von 0 auf 100 in nur einer Woche.

Bis vor kurzen hatte ich immer das gleiche Bühnenoutfit, doch durch den Ruhm kam auch die Kreativität und ich habe jetzt so viele verschiede Outfits, dass sie überhaupt nicht mehr in meinen Schrank passen. Mein Dresscode ist nun von schlicht, funktional bis zu extrem stylisch und hip. Auch das Material der Outfits hat sich vervielfältigt. Von durchsichtig bis blickdicht ist alles dabei. Du kannst dir gar nicht vorstellen wie stolz ich bin.

Hast du schon mal was vom Ego gehört, oder der Erfolg birgt auch einen gewissen Höhenflug in sich? Ich konnte damit nie etwas anfangen, aber auch das musste ich heuer lernen und wie damit umzugehen. Alle wollten mich zu anfangs sehen, haben und überhaupt. Doch irgendwann kamen dann die Kritiker, die meinten es ist zu viel von mir. Ich war natürlich überhaupt nicht deren Meinung, denn ich bin lustig, wichtig, wärmend, schützend und lebenserhaltend. Warum sollte ich das nicht für alle sein? So wie jeder Künstler polarisiere auch ich, aber das gehört zum Geschäft.

Die Kritiker sagen ich sei lebensgefährlich, ermüdend, schwäche die Konzentration und am schlimmsten für mich, ich beeinflusse die gemeinsame Kommunikation. Was meinen sie damit? Klar, wenn ich auftrete, sind alle anderen schwer zu verstehen, weil ich im Vordergrund stehe. Aber soll das nicht so sein? Was ich nachvollziehen kann von ihren Beschwerden, Kritiken oder einfach nur Meinungen, dass ich nicht für alle geeignet bin. Ich will ja gar nicht überall auftreten, nur manchmal in ganz bestimmten Örtlichkeiten und zu bestimmten Gelegenheiten. Wo ich sicher nicht mehr hin will, ist in die Schule, da haben sie jetzt auch gemeint mein Management sollte ich hin. Nein da bleib ich draußen. War schon sehr lange dort, brauche ich nicht nochmal.

Da haben die Kritiker schon recht, für Schüler bin ich wirklich nicht geeignet. Die sollen sich lieber auf das konzentrieren, was der Lehrer sagt. Die haben noch soviel vor sich und ich lenke sie nur ab. Nein das ist nicht meine Bühne. Hoffe ich kann da mein Management überzeugen, dass ich nicht jede Bühne brauche.

© Gerlinde Gierbl 2020-12-04