von Gabriele Leeb
Einst hielt ich das Glück in meinen Armen. Dann habe ich es losgelassen und weggeschoben und somit hat das Unglück bei mir Einzug gehalten.
Die Liebe und Gefühle habe ich immer hinten angestellt. Geld und Gut waren mir immer wichtiger. Ich habe nie auf mein Herz gehört und wenn es noch so laut schrie. Ich habe mir die Ohren zugehalten und die Augen verbunden. Nichts sehen, nichts hören und nichts von Liebe sprechen. Schweigen und ignorieren.
Du hast mein Leben durcheinander gebracht und ich bin auf und davon. Es musste sein. Ich habe Ausreden und einen Vorwand gesucht, um dich zu verlassen. Ich fühlte mich hilflos und wollte die Kontrolle nicht verlieren und jetzt bin ich froh, dass mich meine Krankheit ablenkt und wir keinen Kontakt haben. Ich will nicht, dass du siehst wie schwach und krank ich bin. Mein Leben ist mühsam geworden. Du brauchst davon nichts zu wissen. Du hast immer etwas Besonderes in mir gesehen, aber ich bin ein gebrechlicher, alter Mann geworden. Ich muss selbst erst damit klarkommen und ich bin mir nicht sicher, ob ich das überhaupt schaffe.
Nichts ist mehr da von meiner einstigen Stärke. Ich bleibe in meinen ausgetretenen Pfaden, vor neuen Wegen habe ich nun Angst. In meinem Innersten spüre ich, dass deine Liebe echt und ehrlich ist und dir Äußerlichkeiten oder Mängel jeglicher Art und altersbedingte Unzulänglichkeiten sowas von egal sind. Meine Seele kannte bedingungslose Liebe nicht, bevor sie dich traf und ich kann nicht umgehen damit. Ich müsste es lernen, aber ich traue es mir nicht zu. Wo ist nur all mein Mut hingekommen?
Du hast immer an uns geglaubt, an ein Wiedersehen, aber ich raube dir jetzt noch den letzten Funken Hoffnung. Ich kann dir nichts mehr geben. Nicht das, was dir zusteht, obwohl, in meinen kühnsten Träumen sitze ich mit dir auf der Bank vor unserem gemütlichen Haus und halte deine Hand und die Sonne versinkt am Horizont.
Und du hältst meine Hand in meiner letzten Stunde und ich weiß, wir werden uns wiedersehen und ich gebe es heute zu, du fehlst mir jeden Tag. Was bin ich bloß für ein Narr gewesen, als ich mein Glück losgelassen habe!
© Gabriele Leeb 2024-09-06