Was ist Humor?

Beederl

von Beederl

Story
Waldviertel

Bei jeder sich ergebenden Gelegenheit betone ich „besonders humorvoll zu sein“. Doch stoße ich gerade in letzter Zeit immer wieder auf Situationen, wo ich mich jetzt frage „bin ich wirklich humorvoll, kommt mir der Humor abhanden“? Oder werde ich zusehends sensibler, ja angerührter? Und da unweigerlich auf die Frage: WAS IST HUMOR? Es wird dafür ja keine generelle Antwort geben – wie bei so vielen Begriffen. Welche Unterbegriffe oder Abstufungen gibt es? Zu derben Humor konnte ich nur teilweise in Witzen etwas abgewinnen. Genauso wie bei Ironie. Oft ist das nur lustig, wenn es andere betrifft, wenn es weit weg von dir selber ist. Wenn dich aber frontal jemand mit seinen ironischen, süffisanten Aussprüchen konfrontiert, bist du sprachlos, ja es trifft dich in Mark und Bein. Das kann so weit gehen, dass du so verletzt bist, dass du dich völlig zurückziehst. Der andere versteht es nicht, weil für ihn war es ja lustig. Er meint, er hätte dich doch bloß „auf die Schaufel genommen“.

Das führt oft dazu, dass bei mir Fremdschämen angesagt ist, wenn sich z.B. eine Kabarettistin in eindeutig derb-sexistischen Schenkelklopfern verliert. Sie meint, emanzipiert, fortschrittlich, modern zu sein und trifft mich in meinem feinen Frau-sein, dass ich mich hüten muss, ihr nicht ein Mail zu schreiben! Ganz schlimm sind die sexistischen Aussagen in der Männerwelt, wo sie meinen, lustig zu sein. Da kann ich nicht mehr mitlachen. Feine Klinge, feiner Humor, bedarf keinerlei derben Sprache, keinerlei Kraftausdrucks. Ja, ich sehe, es gibt noch Humor, den ich akzeptieren kann. In meiner kürzlich verfassten Geschichte „Gruß vom Messie“ ist mir so etwas untergekommen. Da zeigt sich die nuancenreiche Abstufung, wenn etwas mit einer Prise Humor gewürzt ist.

Wenn mich meine Kinder hänseln ob meiner Eigenheit „oh, hast du nicht wieder eine Zeitschrift vom Jahr 2017?“ kann ich schon leise mitlachen, einfach weil ich sie liebe. Ja, da komme ich auf den nächsten Punkt: Es darf jemand ein wenig mehr die Schwelle überschreiten, wenn er dir nahesteht, wenn er dir bewiesenermaßen nichts Böses will. Dann trifft es dich nicht, dann verstehst und vergibst du. Das kannst du aber nicht, wenn der andere in einen wunden Punkt von dir noch reinbohrt und wissen sollte, dass er dich verletzt. Also ist Humor oder Ironie in viele Kategorien zu unterteilen: ist es persönlich oder ist es irgendwo, betrifft es dich, soll es dich treffen oder ist es ein Witz von und über jemand anderen.

Ich liebe Schüttelreime, die oftmals in Zweideutigkeit münden – das ist für mich trotzdem edler Humor. Genauso wie Songtexte, die sich reimen, die eventuell ein wenig frivol sind, sich damit der Humor einstellt. Und ich liebe Gedichte, die gar nicht humorvoll sein sollen, der Dichter aber mit seiner Wortwahl leisen Humor anklingen lässt. Ich zitiere hier gerne Peter Turrini „Wenn du mich anrufst“ – kurz und bündig einfach nur treffend. Nicht beleidigen darf man meine Heimat, das Waldviertel generell. Ich kann diese Allgemeinplätzchen nicht mehr hören, dass es bei uns so kalt ist. Vielleicht hat das einmal gegolten, ist aber wirklich Schnee von gestern. „Ein dreiviertel Jahr Winter, drei Monate kalt“ ist nur für den witzig, der noch nie da war, geschweige denn, da gelebt hat. Ich tue es – die gesunde Luft macht alles wieder wett!

© Beederl 2024-01-07

Genres
Humor& Satire, Biografien
Stimmung
Emotional, Informativ, Inspirierend