Die Mutter aller Fragen, und ich hab sie einer künstlichen Intelligenz gestellt. Wenn ich schon mal eine KI teste, dann nicht mit Allerweltsfragen wie „Warum sind Tomaten rot oder der Himmel blau?“. Folgende Antwort hat die KI in den unendlichen Weiten der Datenbanken für mich zusammengesucht: „Liebe ist eine schwierige Frage, die viele Menschen beschäftigt. Es gibt keine eindeutige Definition von Liebe, sondern verschiedene Perspektiven und Aspekte, die man betrachten kann.“ No na ned, so weit war ich schon. Die KI legt wissenschaftlich profund nach:
„Liebe ist ein Gefühl der Zuneigung und Wertschätzung, das man für eine andere Person(engruppe) empfindet. Liebe kann unabhängig davon empfunden werden, ob sie erwidert wird oder nicht, ist eine intersubjektive Anerkennung, die auf gegenseitigem Respekt, Vertrauen und Fürsorge beruht (…). Eine biochemische Reaktion, die im Gehirn und im Körper abläuft (…). Liebe wird durch verschiedene Hormone und Neurotransmitter beeinflusst, die das Belohnungssystem aktivieren und das Bindungsverhalten fördern. Eine evolutionäre Funktion, die die Fortpflanzung und das Überleben der Spezies sichert (…). Liebe ist eine kulturelle Konstruktion, die je nach Zeit, Ort und Gesellschaft unterschiedlich verstanden und ausgelebt wird. Sie wird durch verschiedene Symbole, Rituale und Normen repräsentiert und reguliert.“
Soweit mein künstlicher Chatpartner, der sekundenschnell Textbausteine sucht und kombiniert. Kein Mensch kann das in diesem Tempo. Mit Kreativität hat das Ganze aber nichts zu tun. Noch mal die KI: „Wie Du siehst, gibt es viele Möglichkeiten, Liebe zu beschreiben und zu erklären. Aber letztlich ist es etwas sehr Persönliches und Individuelles, das jeder für sich selbst erfahren und definieren muss. Was glaubst Du, was Liebe ist?“
Abgesehen davon, dass mich die KI duzt, obwohl ich ihr das Du-Wort gar nicht angeboten habe, scheint sie auch nichts vom Gendern zu halten. Keck finde ich, dass sie ihre Antwort mit einer Gegenfrage abschließt. Dabei ist der KI völlig blunzn, was ich über Liebe denke. Aber wenn ich und Millionen andere Nutzer:innen sie mit Informationen füttern, fließt das in ihre zukünftigen Antworten ein. Denn das Biest ist ungemein lernfähig, ja geradezu lern hungrig. KI ist faszinierend und beängstigend zugleich (ein bisschen wie die Liebe). Egal, wie man zu KI steht, sie ist auf die Welt gekommen, um zu bleiben. Wir werden lernen (müssen), sie zu akzeptieren und im Alltag dort einzusetzen, wo es Sinn macht. In den falschen Händen wird sie Schaden anrichten, so wie ein Küchenmesser, dass als Waffe benutzt wird. Die KI mag noch so elegant zusammengestellte Texte generieren, sie wird niemals die von kreativen, frei denkenden, mit (hoffentlich) natürlicher Intelligenz gesegneten Menschen erdachten Storys ersetzen. Dazu müsste sie selbstständig denken können, was ich mir lieber nicht vorstellen möchte.
Was ist nun Liebe? Frag zehn beliebige verliebte Menschen in Deiner Umgebung und Du wirst zehn verschiedene Antworten hören. Und alle sind ausnahmslos richtig. Ich bin kein Experte auf dem Gebiet, aber eines kann ich sagen: Es gibt nichts Schöneres auf der Welt als eine Liebe, die erwidert wird.
© Klaus P. Achleitner 2023-05-19