Was ist Weihnachten?

Veronika Wlasaty

von Veronika Wlasaty

Story

Das ist vermutlich keine Weihnachtsgeschichte, wie man sie sich wünschen würde. Sie erzeugt weder Weihnachtsstimmung noch will sie diese beschädigen.

Denn was ist Weihnachten eigentlich? Ein Tag im Jahr? Ein Fest zu Ehren von Jesu Geburtstag, kirchlich terminisiert?

Verbindend und trennend zugleich. Gefeiert von einer Minderheit. Aufregend, zumindest für die, die Geschenke bekommen. Aufregend, aber auch hektisch, und selten stressfrei für die, die sie kaufen.

Völlerei angesichts von Hunger und Elend.

Tradition oder Dekadenz oder beides?

Illusion oder Desillusionierung?

Ein Tag, an dem Einsame noch einsamer sind, Deprimierte noch deprimierter. Ein Tag, an dem aber auch Selbstbezogenheit und Intoleranz der Wohltätigkeit und Spendenfreudigkeit Platz machen. An dem die Telefonleitungen von Licht ins Dunkel heiß laufen und zugleich die Hotline der Kummernummer.

Ein Tag, an dem Frieden und Waffenruhe herrschen, doch die Gewalt (auch häusliche) nicht aus der Welt verschwindet. Ein Tag, an dem die Heuchler Saison haben und es vielleicht sogar ehrlich meinen. Ein Tag, an dem uns die Liebe einen Besuch abstattet, um uns am nächsten wieder zu verlassen.

Ein Tag, der mit uns macht, was er mit uns macht. Und wir mit uns machen lassen (oft ohne es zu bemerken). Wie übrigens jeder andere Tag auch. Und doch nicht ein Tag wie jeder andere.

Ein Tag, an dem wir uns bemühen, die beste Version unserer selbst zu sein oder das, was wir dafür halten.

Wäre Weihnachten eine Haltung, die auch die restlichen Tage über in uns gedeiht, würden wir Weihnachten als Fest nicht mehr benötigen. Und dabei mehr gewinnen als verlieren. Es wäre wie Weihnachten und Ostern zugleich. Neugeburt und Selbsterlösung. Ein neuer Mensch, eine neue Welt. Feiern wir, um uns daran zu erinnern!

© Veronika Wlasaty 2020-12-01

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