Was liegt (am Boden) das pickt!

Gabi Hruda

von Gabi Hruda

Story

Kinder, was soll ich Euch sagen, ich habe es wirklich probiert. Seit ich am Land wohne, versuche ich aus den Kostbarkeiten der Natur zu profitieren. Ich sammle Holunderblüten und mache Holunderblütensirup. Auch aus Fichtenwipferln und Spitzwegerich habe ich einen Hustensaft gemacht, der echt gelungen ist. Aber damit hat es sich schon.

Gestern habe ich Maiwipferln gesammelt und weil ich etwas anderes machen wollte, als Hustensaft, habe ich im Internet gesucht und auch ein Rezept gefunden: Maiwipferlhonig! Der Anfang war leicht, Wipferl aufkochen mit Zitrone, Rosmarin, Thymian und über Nacht stehen lassen. Heute musste ich den Gatsch durch ein Moltontuch – keine Ahnung, was das ist, habe ein Geschirrtuch genommen – abseihen und mit der doppelten Menge Rohrzucker köcheln lassen, nur wie lange war die Frage!

Die Brühe wurde immer dunkler und roch nicht besonders gut nach 3 Stunden köcheln. Fäden, wie beschrieben, haben sich nicht gezogen, vielleicht hätte ich noch etwas Zwirn mit dazu geben sollen, aber bitte. Danach sollte ich sie in Gläser umfüllen und dabei ist einiges daneben gegangen. Langsam, aber stetig, zuerst die Finger, dann die Hände, der Arbeitsplatz in der Küche, der Boden, verwandelten sich in eine klebrige Einheit. Pippi Langstrumpf hätte Freude daran gehabt, Konrads Spezialkleber war gegen meinen Maiwipferlhonig ein Schaß dagegen. Irgendwie war das Ganze eine einzige, dunkelbraune Karamellsauce.

6 Gläser habe ich geschafft und dann passierte es, zwei meiner langen Dreadlocks habe ich auch noch mit verarbeitet, ohne es zu merken. Aber cool, jetzt waren die Dreads wirklich fest und ich würde sie nie wieder nachhäkeln brauchen, leider waren sie auch steif wie ein Eisenrohr, habe dann die Schere genommen. Diesen Umstand angemessen, wurde dabei auch noch mein Ramones-Shirt bekleckert, es klebte dann an meinem Busen fest.

Jetzt war ich dann wirklich hysterisch, ich nahm den Topf, rannte aufs Klo und leerte den Rest ins Häusl. Aber oh Wunder, das Zeug ließ sich nicht runterspülen und schaute aus, wie wenn ich nach der bereits geschilderten Darmspülung, meinen ersten Klogang absolviert hätte.

Ich, nicht fad, Gummihandschuhe, was weiß ich, wo die sind, langte einfach mit der rechten Hand in die Schüssel, fuhr der armen Toilette bis zum Hals hinein und zog einen braunen Karamellklumpen hervor. Mit dem Häuslbesen, der jetzt aussieht als hätte ich einen Elefanten damit den Hintern geputzt, säuberte ich dann noch die Schüssel. Der kalte Schweiß stand mir auf der Stirn.

Meine Hände habe ich dann 1000x gewaschen und, in Zeiten wie diesen immer vorhandenen Desinfektionsmittel, intensiv behandelt. Danach habe ich mich geduscht, den Boden aufgewaschen und beschlossen das Rezept, verbunden mit dem 6 Gläsern an einer Schnur im Wienerwaldsee zu versenken. Leute, aber ich versichere Euch, tanzen kann ich sehr gut!

© Gabi Hruda 2021-06-01