von Valentina Stark
Mein Leben hat sich erst vor kurzem sehr verändert. Am 1. Schultag dieses Schuljahres passierte etwas, das mich irgendwie geprägt hat.
Ich gehe in die 4. Klasse eines Gymnasiums und war seit der 1. mit diesen beiden Mädchen befreundet. Wir haben uns gesagt, wir würden immer beste Freundinnen bleiben. Naja, so gut geklappt hat das dann doch nicht.
Letztes Schuljahr, also Ende der 3. Klasse habe ich dann gemerkt, dass sie sich immer weiter von mir distanzierten, wollte es aber nicht wahr haben. Man muss sich das so vorstellen, dass ich wirklich niemanden hatte. Im Gymnasium habe ich mich gleich anfangs mit den beiden angefreundet und auf einmal ignorierten sie mich. Ich fühlte mich schrecklich allein in der Schule.
Irgendwie ging es dann aber noch bis zum Schuljahresende, doch über die Ferien hörte ich von den beiden nichts mehr. Ich hatte irgendwie Angst, mich bei ihnen zu melden, denn jeden Tag sah ich in ihren Instagram-Storys, wie sie picknickten, Rad fuhren oder im Schwimmbad waren. Mich vergaßen sie dabei.
Gott sei Dank hatte ich in dieser Zeit auch ein paar Kindergartenfreundinnen aus meinem Dorf wiedergewonnen, die ich auch regelmäßig beim Firmunterricht an Wochenenden sah. Nach diesen Treffen unternahmen wir immer etwas zusammen. Das war super, denn so fühlte ich mich nicht mehr so allein wie zuvor. Im Sommer habe ich auch viel Spaß gehabt und das mit meinen Schulfreundinnen total ausgeblendet. Nur am letzten Ferientag machte ich mir Sorgen, was denn wohl nun am nächsten Tag passieren könnte.
Als ich dann ins Klassenzimmer kam, sahen sie mich kurz an, murmelten “Hallo” und dann, ich schwöre, drehten sie sich wieder mit dem Rücken zu mir um und sagten nichts mehr. Ich weiß nicht, was ich mir erwartet habe, doch ich war den Tränen nahe. Wortlos setzte ich mich auf den Stuhl neben ihnen, doch sie ignorierten mich weiter. Ich saß nur stumm auf meinem Platz und hörte sie neben mir lachen.
Daheim konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten und wollte sofort die Schule wechseln und den ganzen Kram halt. Doch als ich am nächsten Tag in die Klasse kam, traf ich die beste Entscheidung meines ganzen vorigen Lebensjahres: Ich setzte mich von ihnen weg. Ja, so einfach. Ich suchte mir einen neuen Platz neben zwei Mädchen, die mir nett erschienen. Jetzt, fast ein Jahr später, weiß ich, dass das richtig war. Was ich mit meiner Story sagen will:
1. Alles Schlimme geht vorbei, wenn du dich etwas traust. – 2. Manchmal muss man einen Sprung ins Neue wagen. – 3. Freunde sind wichtig.
Trotzdem war es auch wirklich schlimm. Ich fühlte mich wertlos, allein, nicht liebenswert. Ohne Freunde ist es ehrlich schwer. Doch im Nachhinein bin ich fast ein wenig dankbar für diesen Teil meines Lebens, denn er hat mich um so viel stärker gemacht. Er hat mich gelehrt, dass ich mich nicht verbiegen darf, dass ich für mich einstehen muss. Vielleicht hat das Leben das schon seit meiner Geburt für mich vorhergesehen, vielleicht wusste es, wie dankbar ich ihm dafür sein würde.
© Valentina Stark 2022-05-24