von Wittkopp
Heute habe ich mit einer Gruppe von netten Menschen das bekannte Wortspiel: „Ich packe meinen Koffer“ gespielt. Alle diese Menschen sind ebenso wie ich, auf der Suche nach einer neuen, beruflichen Perspektive. Wie wir so fröhlich unsere Koffer packten, wurde ich im Verlauf des Spiels an meinen letzten Besuch in Berlin erinnert. Ich hatte ein Coaching bei „Ebbe und Flut“ gebucht – Begleitung bei den Höhen und Tiefen des Lebens. Damals wohnte ich auf einem Hausboot in Oberschöneweide. Oberschöneweide gehört zum Bezirk Treptow – Köpenick. Das ist ein Viertel von Berlin, dem ich bei meinen bisherigen Besuchen noch keine Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Besonders hübsch ist es hier auf den ersten Blick nicht gerade. Aber auf den zweiten. Sehr reizvoll ist die Lage am und auf dem Wasser. Das Boot liegt nämlich an der Spree. Hier ist es wunderschön. An Bord oder unter Deck, konnte ich den Blick nach Herzenslust schweifen lassen. Ausgestattet für meine Auszeit auf dem Boot, war ich mit einem Zeichenblock, einem Kugelschreiber und einem Akkuschrauber. Denn Wittkopp weiß im Vorfeld nie, was sie auf ihren Reisen möglicherweise benötigen wird. Den ersten Abend verbrachte ich damit, den Schiffsofen anzufeuern. Leider recht erfolglos. Allerdings konnte ich auf diese Art und Weise den Feuermelder testen, der mit dem Handy der Boots Eigentümerin gekoppelt ist und telefonisch bei bei jeglicher Rauchentwicklung Alarm schlägt. Beim dritten Anruf ihrerseits, musste ich ihr beharrlich versichern, dass der Feuerlöscher noch nicht zum Einsatz kam. Nach dieser Aktion war nicht nur mein T-Shirt durch. Auch ich benötigte etwas Abwechslung und frische Luft. Beim rausgehen stolperte ich zu allen Überfluss, über den Hunde Napf von Anni, einem mir bis dahin unbekannten Border Collie, der interessantererweise eine Vorliebe für Katzen und Marmelade hat. Der weitere Weg führte mich vorbei an alten Industriebauten, in die Wuhlheide. Ein überaus interessantes Stadtwaldgebiet, in dem es eine Menge zu sehen gab. Ein prächtig beladener Schnullerbaum. Eine Waldarena. Ein grünes Klassenzimmer, in dem nach Herzenslust Ball gespielt werden darf und nicht zu vergessen der goldene Schlangenkäfig, der hier beheimateten Brillenschlange. Beim schlendern auf den mit Laub bedeckten Wegen, hatte ich plötzlich eine unerwartete Berufsvision: „Wann wirst Du Schrankenwärterin?“ So war es in großen Lettern auf der Schranke der hiesigen Waldbahn zu lesen. Ein Probedienst könne sofort unter angegebener Telefonnummer vereinbart werden. Diese Nummer notierte ich blitzschnell in meinem Notizheft. Da ich bereits als junges Mädchen ein besonderes Interesse für Eisenbahnwärter hatte, will ich eine Bewerbung nicht ganz ausschließen. Zur weiteren beruflichen Abklärung steht jedoch noch das verlockende Berufsbild des Clowns an. Ich lerne nämlich gerade jonglieren.
© Wittkopp 2022-06-07