Eigentlich nichts. AuĂer dass es in meinem verquerten Denken eine eindeutige Parallele gibt und Thukydides sicher in seiner Lebenszeit Schuhe getragen hat. Dabei soll es hier gar nicht wirklich um Thukydides gehen, denn als die unbelesen belesene Person, die ich bin, habe ich natĂŒrlich noch nie ĂŒber den Peloponnesischen Krieg selbst gelesen, sondern immer nur anderen zugehört, wenn sie ĂŒber die GröĂe des Thukydides schwĂ€rmten und natĂŒrlich â sollte man die nötige Freizeit aufbringen â mĂŒsse man unbedingt das Geschichtswerk aller Geschichtswerke aufschlagen und selber lesen. Und man darf mich nicht falsch verstehen; ich brenne geradezu, wirklich selbst Thukydides zu lesen und vielleicht ĂŒberwinde ich mich sogar irgendwann, in den Buchhandel zu gehen und mir seine Schriften nach Hause zu holen.
Aber genug davon.
Wie immer in diesen kurzen Abhandlungen geht es ja darum herauszufinden, wieso ich mich wieder einmal hingesetzt und mir ein scheinbar beliebiges Thema aus der Luft gegriffen habe, um mein eigenes Leben daran aufzuhÀngen.
Diesmal wird es also um Schuhe gehen.
Vielleicht sollte ich vorher klarstellen, dass ich keine FuĂfetischistin bin und es auch ĂŒberhaupt nicht um die unnachvollziehbare Faszination mit FĂŒĂen gehen wird, sondern schlicht und einfach um Schuhe. Und ein bisschen ĂŒber Thukydides.
Was mir in den Diskussionen ĂŒber Thukydides immer ganz besonders stark auffiel, war, dass egal welcher belesenen Person ich andĂ€chtig lauschte, immer die schriftstellerische QualitĂ€t des Atheners betont wurde. Er war nicht nur ein Chronist und Historiker, sondern ein Historiker mit Anspruch. Thukydides kam mir zuerst in den Politikwissenschaften unter, als es um die attische Demokratie ging, dann spĂ€ter noch einmal, als in AuĂenpolitischen Theorien ĂŒber die Falle des Thukydides diskutiert wurde. Dies war der Ausgangspunkt des Peloponnesischen Krieges, in dem ĂŒber Jahrzehnte hindurch hunderttausende mit Sandalen ausgestattete Griechen sich gegenseitig die Köpfe einschlugen und die Arroganz Athens endlich mal ein Ende nahm.
Ja, der war schon eine eindrucksvolle Person. Er schrieb anscheinend nicht nur meisterhaft, wie mir dann spĂ€ter in meinen Philologievorlesungen zuweilen in Latein wie auch in Altgriechisch immer wieder versichert wurde, nein, er ĂŒberlebte auch noch die Pest! Und das nur mit sicherlich unbequemen Lederpatschen. Aber wieso ich eigentlich ĂŒberhaupt ĂŒber den Athener schreiben möchte, ist, dass mir ein Satz meiner Professorin besonders gut im GedĂ€chtnis hĂ€ngen geblieben ist: Thukydides schrieb eindrucksvoll und zeitlos, wie er sogar selbst am Anfang seiner Chronik bemerkte. Gute Leute wissen schon, dass sie gut sind.
© Bettina Bernegger 2022-08-16