Blut rann mir zwischen den Fingern hindurch. Stöhnend versuchte ich mich aufzusetzen und bemerkte entsetzt, dass mein halber Bauch aufgeschlitzt war. Kein Wunder, dass ich so viel Blut verliere, dass das Gras um mich herum schon in Blut schwimmt.
Doch das alles ist nebensächlich, ich schaue mich in dem Massaker um.
Auf der Suche nach jemand ganz bestimmten.
´Bitte sei nicht tot, bitte sei am Leben, ich brauche dich, wie soll ich es ohne dich schaffen?´ wiederhole ich immer wieder während ich halb liegend versuche ihn zu finden.
Weit und breit liegen nur Leichen.
Ich musste wohl ohnmächtig geworden sein, aber wenn er überlebt hat, hat er mich doch sicherlich gesucht oder? Oder war er dazu nicht in der Lage? Die Panik macht sich in mir breit.
Er kann jetzt nicht einfach so tot sein. Er hat mir so oft das Leben gerettet, wir hatten noch so viel vor.
Ich strecke mich nach einem Stofffetzen, der neben mir auf dem Boden liegt und schnüre ihn über die wunde, dass der das Blut aufsaugt. Ich ziehe scharf die Luft ein, während ein stechender Schmerz durch meinen Körper zuckt. Anschließend, nach einer kurzen Pause, richte ich mich vorsichtig auf. Kaum habe ich mich bewegt wird mir schwarz vor Augen und ich kippe fast wieder um, doch ich schaffe es auf beiden Beinen stehenzubleiben.
Auf ein Schwert gestürzt humpel ich durch das Meer aus Leichen auf der Suche nach ihm, dennoch erhoffe ich mir, ihn hier eben nicht zu finden, denn hier scheint niemand mehr zu leben. Nur Leichen weit und breit. Hier lebt wohl keiner mehr. Keiner außer mir. Überall liegen Menschen in ihrem eigenen Blut, manchmal fehlt ein Körperteil oder es ragen noch Waffen aus den nun leblosen Körpern. Doch den einen, den ich suche, finde ich nicht.
Nach 15 Schritten kann ich nicht mehr, ich falle auf dem Boden. Keuchend bemerke ich, dass die Wunde an meinem Bauch wieder etwas aufgerissen ist und ich spüre feine Linien von warmer Flüssigkeit, welche von der Wunde herabfließen.
Angestrengt versuche ich mich voran zu ziehen und erneut plagt mich ein stechender Schmerz, doch ich darf nicht aufgeben. Ich darf die Hoffnung nicht aufgeben. Ich darf nicht aufgeben. Ich darf ihn nicht aufgeben.
Ich muss ihn finden, lebend. Während ich an drei weiteren verstümmelten Leichen vorbeikrieche muss ich immer öfters blinzeln, bis ich meine Augen schließlich nicht mehr öffne. Bis ich mich nicht mehr bewege. Ich versuche mich zu bewegen, doch mein Körper gehorcht mir nicht mehr. Ich kann nur noch diesen Schmerz ertragen.
So muss es wohl sein zu sterben…
© _my_little_bookworld_ 2023-10-07