Was wäre, wenn?

Nancy Riemer

von Nancy Riemer

Story

Es gibt diese Momente, in denen du einfach nicht weiter weißt. In denen du das Gefühl hast, dass Murphys Gesetz gerade in vollem Umfang zuschlägt. Und du händeringend nach einem Ausweg suchst, um aus dieser Situation wieder heraus zu kommen. Doch niemand wird dir helfen, wenn du es nicht zulässt. Egal, wie sehr du dich in diese Verzweiflung fallen lässt, die dich zu überrollen scheint, allein kommst du da nur schwer wieder heraus.

Doch… das ist dir egal. Du willst dich in diesen Moment sinken lassen, dein Selbst darauf konzentrieren und in Selbstmitleid baden. Egal, was man dir entgegen wirft, es kommt der Moment, in dem dir all das egal ist. Ein Freund will sich ein Auto kaufen und du wolltest ihm bei der Entscheidung helfen? Warum kann er das nicht einfach allein machen? Du musst umziehen, obwohl du noch nicht so weit warst? Wen interessiert das noch? Dein Chef sagt dir, dass deine Zahlen nicht stimmen? Meldest du dich einfach krank, um in dein dunkles Loch zu fallen.

Denn alles, was du willst, ist es, diesen einen Menschen nicht zu verlieren. Das ist das Einzige, was dich noch wirklich interessiert. Dass diese anstrengende Zeit des Wartens einfach vorbei ist. Dass du endlich weißt, wie es weiter geht. Dass all die Fragen ein Ende haben. Wirst du auch vermisst? Gibt es eine Zukunft? Wird sich das alles je zum Guten wenden? Wird das, was du vor Jahren getan hast, dir nun endgültig zum Verhängnis? Ist es nun doch, nach all der Zeit, der Mühe und dem Kämpfen um eure Verbindung vorbei?

Und du kommst nicht umhin, dich zu fragen, was wäre, wenn? Wenn ihr euch nie begegnet wärt? Niemals kennen gelernt? Wie wäre dein Leben dann verlaufen? Wo wärst du dann jetzt? Und jedes Mal, wenn du dir ein Leben ohne diesen Menschen vorstellst, kommen dir Tränen. Weil diese Option in deinem Kopf nicht existiert. Nie wirklich existiert hat. Ein Leben ohne diesen einen besonderen Menschen ist keine Alternative. Und wird es nie sein. Dafür verbindet euch zu viel, was du mit einem endgültigen Aus verlieren würdest.

Der Tag vergeht, ohne ein erhofftes Zeichen von der anderen Seite. Du lenkst dich ab, schreibst nicht, hältst dich an dein gegebenes Versprechen. Egal, wie schwer es dir fällt. Wenn alles in dir auch sagt, dass du hinfahren solltest. Um ein Gespräch bitten. Um das, was ihr habt, zu kämpfen. So bleibst du still. Wartest. Hoffst. Und fragst dich immer wieder: Was wäre, wenn? Was wäre, wenn all das nie passiert wäre? Wenn du all das nie getan hättest? Dann wärst du nicht so schrecklich einsam. Und hättest noch immer alles. Ein Zuhause. Ja… was wäre, wenn?

© Nancy Riemer 2021-12-17

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