von Marianna Vogt
In der Schule mussten die Kinder einen Aufsatz schreiben. Das Thema lautete: «Was will ich einmal werden?»Antonio war ein besonderer Junge mit verrĂŒckten Ideen. Seine BerufswĂŒnsche waren ziemlich ausgefallen und alles andere als definitiv. Lange Zeit war er der festen Ăberzeugung Pilot einer Mondrakete zu werden. Sein Papa erklĂ€rte ihm, dass Raketen ohne Besatzung auf den Mond flögen. Antonio war sehr traurig, sein Traum war somit zerplatzt.Dann kam er auf die Idee eine Schokoladenfabrik zu bauen. Kinder einzuladen, damit diese so viel Schokolade essen können, bis ihre BĂ€uche dick und rund wĂ€ren. Wieder wurde Antonios Traum zerstört, indem seine Mutter ihm erklĂ€rte, dass zu viel SĂŒĂes ungesund und ausserdem krank machen wĂŒrde.
Nun saĂ Antonio schon eine ganze Weile vor seinem leeren Blatt Papier und schaute Hilfe suchend um sich. Alle anderen waren konzentriert bei der Sache. In der Stille konnte man sogar die Spitze deren FĂŒllfederhalter ĂŒbers Papier gleiten hören. Einzig Michele sah zum Fenster hinaus und schaute amĂŒsiert den Ă€lteren SchĂŒlern beim Korbballspiel zu.«Michele, Antonio, wir haben jetzt Halbzeit, jetzt mĂŒsst ihr beginnen euren Traumberuf aufzuschreiben, sonst habt ihr zu wenig Zeit.»Michele und Antonios schauten sich einen kurzen Augenblick an, dann versank jeder wieder in seine eigene Welt.Was sollte Antonio schreiben? Er dachte an Michele. Dieser wĂŒrde bestimmt wieder schreiben: Ich brauche keinen Beruf, ich wohne in einem grossen Haus, mein Vater hat einen Sportwagen und ich bekomme wöchentlich Taschengeld von meinen Eltern. Michele, dieser Blödmann!Antonio versuchte sich zu konzentrieren. Sein Blick schweifte zum Bild an der Wand, welches neben der TĂŒre hing. Er sah eine Verbindung. Mit einem LĂ€cheln schrieb er seinen Aufsatz in letzter Sekunde fertig. Der Lehrer war sehr erfreut, als er Antonios Zeilen las.
Die Schule schrieb ein «SchĂŒler-Wettschwimmen» aus und Antonio bat seine Eltern um ihre Erlaubnis.«Antonio, hast du dir das gut ĂŒberlegt? Du schwimmst ja so gut, wie ein Fisch klettern kann»?, fragte ihn seine Mutter besorgt.«Mama, ich habe fleiĂig geĂŒbt, ich kann es schon viel besser, als das letzte Mal, als du mich gesehen hast. Und Ausserdem muss ich daran teilnehmen», erwiderte er voller Ăberzeugung.«Warum musst du teilnehmen Antonio, es ist freiwillig!»«Ich habe beim letzten Aufsatz geschrieben, dass ich Bademeister werden will.»«Wie bist du denn auf diese Idee gekommen, tesoro?»«Maestro Casagrande hat ein Bild im Klassenzimmer aufgehĂ€ngt. Dort steht Matteo, mein Cousin auf dem Sprungbrett und hat Angst ins Wasser zu springen. So muss ich ihn doch retten, Mama!»
Bild von Monika Dillier â ohne Titel 1986
© Marianna Vogt 2021-05-16