Waschtag, Vorbereitungen

Eva Filice

von Eva Filice

Story
mein Elternhaus 1959 – 1967

„Da kann ich ja Tempelhüpfen“, scherzte Papa, als er das Vorzimmer betrat und die verschiedenen Wäschehaufen sah. „Ich hab gleich etwas Besseres für dich zu tun“, bemerkte Mama, ohne von der Arbeit des Wäschesortierens aufzublicken. Diese Geschäftigkeit am Abend kündigte den nächsten Tag als Arbeitstag für die gesamte Familie an. Mama trug ein ärmelloses Sommerkleid aus Baumwolle, darüber eine Schürze mit klein geblümtem Muster in Blautönen. Haarlocken fielen ihr in die Stirn, die sie mit dem Handrücken zurück strich. „Wenn es morgen auch so heiß wird, sollten wir noch früher aufstehen als sonst“, sagte sie hörbar für alle.

„Mir soll´s recht sein“, vernahm ich Omamas Zustimmung aus der Küche nebenan. Sie räumte das Geschirr vom Abendessen weg. Trotz Hitze trug sie wie immer ein leichtes Kopftuch, das ihre Haare bedeckte, zusammengeknotet am Hinterkopf. Ihr langer knöchellanger dunkler Rock und die kleingemusterte schwarz-graue Bluse wurden von einem großen dunkelblauen Schurz bedeckt, der das Gewand ganz-körperlich vor Verschmutzungen schützte. Die Ärmel der Bluse waren bis zum Ellbogen aufgekrempelt.

Die Wäsche wurde von Mama im Vorzimmer vorsortiert: mehrere Haufen mit weißer Wäsche, ein anderer mit Buntwäsche, geordnet nach hell und dunkel, und ein weiterer Haufen mit dunklem Arbeitsgewand. Danach wurden die jeweiligen Wäschehaufen in Weidekörben in die Futterkammer gebracht, wo im Kessel bereits heißes Wasser kochte. Papa sorgte für das rechtzeitige Einheizen des Kessels, damit heißes Wasser in ausreichender Menge zur Verfügung stand. Eigentlich diente der Raum zwischen Kuhstall und Schweinestall zur Vorbereitung des Futters für die Tierfütterung. In Holztruhen waren Gerste, Mais und Hafer gelagert, die für die Herstellung des Futterbreis in der Früh und am Abend erforderlich waren. In einer Ecke befand sich eine Selchstelle, die bis zur Decke reichte. Es war eine gemauerte Feuerstelle, über der Fleisch und Würste nach dem Sauschlachten von Papa zum Räuchern aufgehängt wurden. Gleich daneben befand sich eine ebenfalls gemauerte Herdstelle mit einem großen Kupferkessel. Hier wurde Speck ausgelassen und somit Schmalz und Grammeln gewonnen. Der Kessel wurde auch an Waschtagen zum Erhitzen von heißem Wasser und zum Kochen der Weißwäsche benützt. Ausreichend Holz zum Beheizen des Kessels hatte Papa bereit vorbereitet. Die Futterkammer blitzte vor Sauberkeit, denn Papas Aufgabe war es, nach der Abendfütterung der Tiere den Raum für den Waschtag zu reinigen. Papa und Otata brachten zwei Holztröge aus einer Kammer in die zur Waschküche umfunktionierte Futterkammer und stellten sie auf vorbereitete Holzstockerl. „Du kannst Mama sagen, dass alles vorbereitet ist“, wendete sich Papa mir zu, als ich den Kopf neugierig zur Tür reinsteckte.

Für Mama dauerte der Abend noch lang, denn sie sorgte, dass alles für den nächsten Tag bereitstand:. Schaffeln, Bürsten, Seife und die Emailkübeln zum Wasserholen mussten am Morgen griffbereit sein. Die Kochwäsche wurde noch am Abend in Holztrögen in heißem Wasser „eingeweicht“, wie es im Familienjargon hieß, die andere Wäsche blieb in den Körben, um am nächsten Tag bereitgestellt zu sein.

© Eva Filice 2024-11-25

Genres
Romane & Erzählungen, Anthologien
Stimmung
Herausfordernd, Emotional
Hashtags