Wasser

Barbara Riccabona

von Barbara Riccabona

Story

Wahrscheinlich bin ich einer der wenigen Menschen, die wasserscheu sind. Ich mag weder Regen, noch Schwimmbäder, noch die Tiefen des Meeres. Zum täglichen Duschen muss ich mich notgedrungen zwingen und zum Trinken ebenfalls. Letzteres tu ich nur, wenn mich dürstet, was selten der Fall ist. Nun wird gesagt, dass Trinken wichtig sei, ich sehe aber nicht ein, warum dies für alle Menschen gleichermaßen gelten soll.

Seit letztem Jahr ist es bei uns so feucht, dass sogar die Nestvögelchen kaum aufkommen, weil die Altvögel zu viel Nässe in die Nester bringen beim Füttern. Alles schimmelt, die Kleinen frieren mit ihrem feuchten Gefieder und sterben. In den vorausgegangenen Jahren hatte es allerdings sehr wenig geregnet, und die Trockenheit nahm in Europa überhand. Seit dem letzten Sommer ist es anders.

Derzeit sitzt ein Großteil der Leute zu Hause, weil beinahe ein weltweiter „Lockdown“ wegen der Viruspandemie herrscht. Ich sehe zum Fenster hinaus und fühle mich in ein Monsunland versetzt, weil es derartig schüttet. Nun ist Winter, und es hat von Beginn an viel zu früh, den Minusgraden entsprechend, angefangen zu schneien. Gebietsweise lag meterhoch Schnee.

Zwischen den Niederschlagstagen gibt es immer wiedereinmal zwei bis drei Tage Auflockerungen, die dann sofort wieder in Schneefall oder Regen übergehen. Andauernd blieb das so bis jetzt, ohne Ausnahme. Es muss unglaublich viel Feuchtigkeit über weiten Gebieten der Nordhalbkugel liegen. Der Sommerdauerregen ist demnach in massiven Schneefall übergegangen und bei entsprechenden Temperaturen in Winterregen.

Seit kurzem ist es wieder etwas wärmer, Regen fällt auf die Schneefelder und macht die Oberflächen nass und harschig. Es ist düster, grau, und die Feuchtigkeit lässt Dunst- und Nebelschwaden entstehen. Sehr elegisch, vielleicht schön an Herbstnachmittagen, wenn diese Stimmung nicht zu lange anhielte.

Mir kommt in den Sinn, dass Schnee und Regen in dieser Heftigkeit kein Zufall sind. Wie ja nichts zufällig ist. Im Wasser kann sich alles lösen, auflösen und überall hindringen. Ein wichtiger Beitrag des Wassers zu unserem Leben auf Erden hier ist seine Fähigkeit, erdumspannende Informationen weiterzugeben. Von überall und weither tragen die Wolken von Menschen Ausgestoßenes in alle Gegenden, und der Regen bringt es jeweils herab zur Erde, wann immer es ihm einfällt. Alles ist im Wasser gespeichert und liefert dadurch wichtige Nachrichten (“ nach“ denen wir uns “richten” könnten, wenn wir flexibel genug wären).

Also auf Menschheit, unternimm endlich etwas!

© Barbara Riccabona 2021-03-04

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