von Malwina
Es ist auf jeden Fall mutig.
Dass man Menschen enttĂ€uschen könnte, spielt keine Rolle. Die ĂŒberstehen das. Es geht um mich. Nicht einmal um uns, sondern primĂ€r um mich. 7,6 Milliarden Menschen auf diesem Planeten aber in mir existiere ja nur ich, was mich dazu berechtigt ichbezogene Entscheidungen zu treffen. Deswegen ist es auch nicht falsch.
Richtig oder falsch. Ich weiĂ es nicht. Es ist nicht so, dass ich mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit sagen könnte, wohin es fĂŒhren wird. Ich weiĂ nur, es hat schon und wird noch mehr verĂ€ndern. In mir drinnen und in der RealitĂ€t um mich herum, in der ich lebe. Und noch etwas ist gewiss. Es gibt keine Garantie fĂŒr das Neue und keine fĂŒr das Bestehende. Mein gesunder Menschenverstand sucht fieberhaft nach Fakten.
Wer verlĂ€sst schon seinen GefĂ€hrten, seinen engsten VerbĂŒndeten, seinen Lebens-Komplizen, seine ultimative Bezugsperson, den besten Freund? Liebe und Freundschaft liegen knapp nebeneinander. Der reiĂende Fluss des Ursprungs mĂŒndet irgendwann in die ruhigen GewĂ€sser einer soliden Liebesbeziehung. Gerade noch dankbar darĂŒber, dass einem kein kaltes Wasser mehr ins Gesicht spritzt, verschwimmen die Grenzen zwischen Liebe und Freundschaft ĂŒber die Jahre – im Alltagsgepritschel. Der Unterschied ist marginal, doch ist er entscheidend? Wahre Freunschaften sind doch fĂŒr die Ewigkeit, sie ĂŒberdauern alles. Ist nicht genau das der Inbegriff eines perfekten Fundaments fĂŒr eine lebenslange Beziehung voller WertschĂ€tzung und Harmonie? Es wĂ€re nicht nur fair, sondern das Mindeste, zumindest den Versuch zu unternehmen um das Bestehende zu kĂ€mpfen.
Doch wie soll ich es löschen, das lodernde Feuer, das mich gnadenlos durchfĂ€hrt und meine Vernunft verglĂŒhen lĂ€sst? Es brennt und bringt mich zum Schwitzen. Es tut weh und gut gleichzeitig. Ich beginne mich wieder zu spĂŒren und merke wie die Taubheit einer Lebendigkeit weicht, die ich lĂ€ngst vergessen hatte. Als Frau und als Mensch. Kein noch so aufrichtig gemeinter Konjunktiv kann daran etwas Ă€ndern. Banal und kompliziert zu gleich. Wie soll ich mir denn nur selbst ĂŒber den Weg trauen bei all der tosenden Ambivalenz in mir? Extase und Gewissensbisse. Aufregung und Erschöpfung. Neugier und Angst.
Aber warum eigentlich Angst haben? Alles was schief gehen kann, ist bereits schief gegangen. Was mich auch erwarten mag – ob ich verbrenne oder ertrinke – in einem Jahr werde ich mir sagen, dass ich mutig war. Und ich werde es so meinen. Denn leben tut man vorwĂ€rts, doch verstehen meistens rĂŒckwĂ€rts.
© Malwina 2019-08-09