von ZWalk
Ich bin von der Gschwendtmühle Richtung Schwarzmühle unterwegs und folge dem Kamp flussaufwärts nach Roiten. Es geht noch immer am Ufer entlang. Seine gleichmäßige Energie inspiriert, motiviert und beruhigt mich zugleich. Moosumwitterte Findlinge und Granitrestlinge im Wasser wechseln mit Sandbänken. Unterbrochen wird die idyllische Ruhe einzig vom Zwitschern der Vögel und vom Rauschen des Wassers.
❤ Bild: der Kamp bei der Schwarzmühle
Dann lichtet sich der Wald und ich trete sozusagen ins Freie. Vor mir liegt eine leicht schräge rechteckige Acker- und Wiesenfläche. Der Kamp bildet die Grenze zum Wald und fließt ebenso rechteckig um die Wiese. Gesäumt wird der Kamp von unzähligen Weiden. Die Äste reichen weit über das Flussbett und spiegeln sich im ruhigen Wasser. Diese Riede wird in der Bevölkerung Tiefer Grund genannt. Nicht zu Unrecht, denn sie ist in den unteren Lagen immer hochwassergefährdet. Und die Wiesen sind sehr feucht. Einige der heimischen Wildkräuter, die hier in der Wiese und am Ufer wachsen, werden auf der dazugehörigen Infotafel vorgestellt. Natürlich auch als Fotografie mit der speziellen Technik von Günter Schön als Wasserwunder.
Kurz darauf wechsle ich wiederum die Kampseite. Ich treffe auf die Straße Gschwendt – Uttissenbach, der ich nun etwa 1000 Meter folge. Aber keine Angst, der Verkehr ist hier sehr minimal. Am Ende dieser dreieckigen Wiese trifft der Kamp wieder bis zur Straße. Hier liegt ein riesiger Stein, der mich förmlich in den Kamp führt. Im Sommer ist hier ein beliebter Badeplatz. Wer also die Füße kühlen möchte, das hier ist die beste Gelegenheit.
Linker Hand zwischen Straße und Kamp kommt nun ein gemauerter Bildstock mit Satteldach ins Blickfeld. Es ist ein typisches Marterl im Waldviertel. Offen – mit einer Gittertür für den Blick ins Innere. Im Inneren befinden sich ein Bild des Waldviertler Künstlers Erich Steininger und mehrere Marienstatuen. Es ist eine Stätte tiefen Glaubens und dient gleichzeitig zum Schutz der angrenzenden Gebäude. In diesem Fall ist es die Schwarzmühle.
Die Mühle wird bereits im Jahre 1208 urkundlich erwähnt. Hadmar II. von Kuenring vermachte dem Kloster Zwettl in „Geswente“ (Gschwendt) die Schwarzmühle nebst den dazugehörigen Äckern. Zahlreiche Besitzer arbeiteten hier als Müller und im angeschlossenen Sägewerk, bis schließlich am Ende des Zweiten Weltkrieges der Betrieb eingestellt wurde. Der letzte Kunde war der Zwettler Tischlermeister Ledermüller, der 1947 die letzte vorhandene Schnittware kaufte. Ein Teil des ehemaligen Mühlengebäudes wurde in den letzten Jahren als Wohnhaus neu gebaut.
Der Kamp verläuft nun hinter der Schwarzmühle und schmiegt sich kurz danach wieder an die Landstraße. Ich wandere nun entlang des Kampufers, etwas erhöht durch die Straße, Richtung Uttissenbachmühle.
Wenn man sich leise verhält und den Kamp nicht aus den Augen verliert, so kann man auch hier mit etwas Glück den Silberreiher bei der Futtersuche mitten im Kamp beobachten.
© ZWalk 2022-12-20