Weihnachten anno dazumal

agnes thinschmidt

von agnes thinschmidt

Story

Als unsere drei Kinder noch zu Hause waren, wurde Weihnachten sehr feierlich begangen. Unser ältester Sohn (wird 2022 60 Jahre) hatte jeweils ein genaues liebevolles Programm für die Feier mit Zeichnungen etc. erstellt, mit Lesen, Singen , gemeinsamen Essen usw. Er war dann sozusagen immer derjenige, der uns bat, zu singen, zu erzählen, Gedichte der Kinder etc. aufzusagen. Er war verantwortlich für den Ablauf des Festes und er hatte eine Riesenfreude damit.

Wir waren jeweils eine größere Anzahl von Personen. Meine Tante, die Schwester meiner Mutter, war mit Onkel Karl jedes Jahr bei uns. Sie hatten keine eigenen Kinder, ich war fast wie ihr eigenes Kind. Der Schwiegervater, also der Vater meines Mannes, der in Wien lebte, war immer bei uns. Auch ein Freund von ihm wurde von uns jährlich zu Weihnachten eingeladen. Seine Tochter mit Mann fuhren jedes Jahr von Oktober bis Februar in ein wärmeres Land, um dort auszuspannen. Also wäre er alleine gewesen, das wollten wir nicht und baten ihn daher ebenfalls zu kommen, was er sehr gerne angenommen hat. Dann gab es die Tante Olga. Sie war nie verheiratet, hatte aber ein Gespür für Kinder, obwohl sie nie eigene hatte. Sie war eine pensionierte diplomierte Krankenschwester und hat immer, wenn wir irgendwo eingeladen oder zu einem Konzert etc. unterwegs waren, bereit, auf die Kinder bzw. eines unserer Kinder aufzupassen. Sie war wie eine Großmutter zu ihnen und zu uns. . Meine Eltern wohnten im Waldviertel, das wäre nie möglich gewesen. Die Tante Olga hat zur Familie gehört wie eben jede Großmutter. Und sie hat nur drei Häuser weiter weg von uns logiert. Natürlich war sie zu Weihnachten immer in unserer Mitte. Selbstverständlich gab es zum Fest nach der Bescherung Fischgerichte, ob Kabeljau, Scholle, Saibling etc., doch einmal gab es panierte Forelle.

Der Freund meines Schwiegervaters mochte keine Forelle, dies teilte er uns von Anfang an mit. Damals haben wir ihn überrascht, da wir auch u.a. Forellen besaßen, die wurden ebenso paniert und Opa – so durften wir ihn nennen – verspeiste sie mit Genuss und bekundete, der Fisch sei wahnsinnig gut gewesen. Mein Mann hatte einen Arbeitskollegen, der einen Fischteich hatte und so kamen wir in den Genuss, auch einmal Forellen zu bekommen.

Natürlich haben wir Opa hinterher gesagt, er habe eine panierte Forelle gegessen. Er konnte es nicht glauben. Er war fasziniert vom Geschmack derselben. Also sieht man, was Vorurteile bringen können oder nicht?

Dann hat auch im Haus oberhalb von uns die Taufpatin meiner Tochter gewohnt, die natürlich auch immer in unserer Mitte war. Leider sind alle erwähnten Personen nicht mehr am Leben.

Tante hat in der Küche jeweils gewerkt, paniert und herausgebacken, ich half ihr dabei, so gut es ging. Sie wollte es einfach tun. Dann gab es natürlich Torte, Gugelhupf oder selbst gebackene Kekse, wie es eben so üblich ist zu den Feiertagen. Wenn ich so zurückblicke, es waren wirklich friedvolle und berührende Weihnachten.

© agnes thinschmidt 2021-12-07

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