Weihnachten ohne Weihnachtsmann geht nicht

Daniela Reinelt

von Daniela Reinelt

Story

Weihnachten ohne Weihnachtsmann geht für Kinder überhaupt nicht. Na ja und Erwachsene mögen ihn auch bzw. sie freuen sich, wenn Kinder ihn mögen. Es gibt auch ängstliche Kinder, wo die Tränen rollen oder nahe am Weinen sind. Spätestens dann, wenn er ein kleines Geschenk für sie bereithält, ist auch die dickste Krokodilsträne verschwunden und ein Lächeln macht sich leicht über das kleine Gesichtchen breit.

Als die Kinder noch klein waren, da haben wir stets fĂĽr einen Weihnachtsmann gesorgt. Die ĂĽblichen Fragen: „Warst Du immer brav?“ Oder hast Du Dein Pausenbrot im Kindergarten aufgegessen?“ kannten wir schon. Und der liebe Weihnachtsmann wollte natĂĽrlich auch ein Gedicht aufgesagt oder ein Lied vorgesungen bekommen.

Das ging einige Jahre gut. Bis dann eines unserer beiden Kinder einen Bolzen losgelassen hat. „Schaut mal Mama und Papa. Das sind doch die Schuhe von Herrn G.“ Uns verschlug es fast die Sprache. Wir mussten uns so das Lachen verkneifen. Kindermund eben! Das war so niedlich. Mein Mann hat dann klargemacht, dass es viele Männer gibt, die die gleichen Schuhe tragen. Sie kennen ja auch Kinder im Kindergarten, die die gleichen Schuhe wie sie selbst anziehen. Na das ging mal gut. Unglaublich, was Kinder so sehen. Anhand der Schuhe den Weihnachtsmann zu identifizieren – alle Achtung. Als sie größer waren, haben wir es ihnen erzählt. Sie mussten auch lachen und waren stolz auf sich, wie klug sie doch seien.

Aber als mein Mann in der Nähe unserer Datsche den Kinds verklickern wollte, dass das Häuschen im Wald im Sommer vom Förster und im Winter von dem Weihnachtsmann genutzt wird, wurden sie sehr skeptisch. Von meinem Sohn der Freund wohnte nicht weit von uns entfernt. Er wurde konsultiert und befragt, ob er das Häuschen kenne und ob da wirklich der Förster und der Weihnachtsmann sich diese Werkstatt teilten. So eine richtige Antwort hat er nicht bekommen. Ich glaube K. war sich sehr unsicher. Da hat er lieber geschwiegen.

Irgendwie hat das die Kinder beschäftigt. Und irgendwann als sie in der Schule aufgeklärt wurden, dass es ja in Wirklichkeit gar keinen Weihnachtsmann gibt, sondern nur für die kleinen Kinder zur Freude gedacht ist, kamen sie auf den Trichter, dass der Förster einfach nur der Förster ist und dass der Weihnachtsmann der Herr G. war. Herr G. war übrigens ein sehr Vertrauter der Familie. Er war ein Kollege meines damaligen Mannes und wir trafen uns oft auch privat mit unserer und seiner Familie. Das war eine sehr schöne Zeit. Beide waren Offiziere. Und als die Wende kam, ging diese Freundschaft auseinander. Jeder ging andere Wege. Herr G. zog mit seiner Familie in eine andere Stadt. Mein Mann gab das Offiziersdasein auf. Man hat noch ab und an miteinander telefoniert und sich zu Geburtstagen gratuliert. Aber auch diese Freundschaft hatte eine bestimmte Zeit und dann ging sie zu Ende.

Es kamen dann wieder neue Freunde, mit denen wir wieder eine Zeit verbrachten. So ist das Leben ein Auf und ein Ab der GefĂĽhle.

© Daniela Reinelt 2020-08-28

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