Weihnachten unter Palmen

Sabrina Farkas

von Sabrina Farkas

Story

Weihnachten wohnt an keinem festen Ort. Es bezieht sich auf keinen bestimmten Gegenstand. Weihnachten besteht aus den Menschen, die uns wichtig sind.

Am 22. Dezember 2001 stiegen meine Mama, ihr Lebensgefährte und ich in ein Flugzeug nach Lanzarote, eine kanarische Insel. Wir verbrachten zum ersten Mal den Heiligen Abend nicht zu Hause mit Oma und Tante, dem Christbaum, den Keksen, dem Fondue … die Spannung war groß, zumindest für mich als damals 13-Jährige.

Die spanische Insel beeindruckte uns alle drei. Wir genossen die Naturschauspiele, die sich auf Grund des vulkanischen Ursprungs der Insel boten: Schwarze und rote Felsen, dampfende Löcher im Boden, grüne Seen, steil zum Meer abfallende Klippen, schwarzer Sandstrand … Und als hoffnungslose Frostbeulen schätzten wir es natürlich auch, zur Weihnachtszeit mit Hose und Pullover ausreichend warm angezogen zu sein.

Unser Weihnachtsabend im kleinen Kreis war natĂĽrlich ein ganz anderer als von zu Hause gewohnt. Mama musste weder dekorieren noch das Fondue vorbereiten und es gab somit auch keinen Grund, um uns wie bei den weihnachtlichen Vorbereitungen sonst ĂĽblich in die Haare zu kriegen. Es war ein ruhiges, gemĂĽtliches Weihnachtsfest.

Als wir nach einer Woche zurückkehrten, erkundigten wir uns natürlich bei der Familie, wie dieses, ohne uns drei doch recht andere, Weihnachten verlaufen war. Oma erzählte sehr wertschätzend von der Einladung beim Sohn ihrer Schwester und der dortigen Feier. Das Fondue war gut gewesen, wenn auch etwas anders als das an unserem Weihnachtstisch gewohnte. Der Baum war sehr schick gewesen, wenn auch etwas moderner als wir ihn normalerweise aufputzen. Umgekehrt berichteten wir von unserem Urlaub und dem ruhigen Heiligen Abend. Erzählten, dass Palmen mit Weihnachtsbeleuchtung auch recht nett aussahen. Ich glaube, nicht nur Oma war ganz froh, dass das unser einziges Weihnachten ohne sie geblieben ist.

© Sabrina Farkas 2020-12-27

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